Den Unterschied zu lernen zwischen Freiheit für das Ego und Freiheit, die durch nichts und niemanden bedroht werden kann, ist streckenweise ganz schön anstrengend, weil das Ego es nicht wirklich zu schätzen weiß, auf dem zweiten Platz zu stehen. Es möchte einfach unheimlich gerne Recht haben und seine Sichtweise durchsetzen, was nichts anderes bedeutet, als andere ins Unrecht zu setzen.
Über meine oder die Ego-Allüren meiner Mitmenschen rosa Soße zu kippen, bringt mich erfahrungsgemäß nicht in einen Zustand wahrer Freiheit (=Frieden GOTTES), sondern belässt mich in Abhängigkeit. Aber es gibt eine Möglichkeit, wie ich in jedem Fall richtig liege, meinen Brüdern zu begegnen: sie als erlöst zu sehen, von meiner Heiligkeit zu ihrer Heiligkeit zu blicken. Das ist kein leeres Geschwafel, sondern hier fängt die wahre Freiheit des Geistes an. Und das sage ich jetzt mal ganz bewusst und ganz deutlich: Diese Art und Weise, miteinander umzugehen, drückt sich auch im Verhalten aus.
Die Technik zu erkennen, dass
mein Ego gerade gerne wieder den ersten Platz einnehmen möchte, muss ich leider Schritt für Schritt sehr praxisnah lernen. Da bleibt mir keine Peinlichkeit erspart. Glücklicherweise gibt's bei meinem "Beichtvater" keinerlei Regungen außer liebevoller Zuwendung, egal, was für Murks ich mir gerade wieder zurechtgebastelt habe.
Der Unterschied zum "gut sein" in der Definition des Ego beruht darauf, dass ich mich darauf konzentriere, die Verantwortung für
mich zu übernehmen und nicht die Fehler meiner Brüder suche, damit ich mich von ihren Fehlern distanzieren kann, was meinem Ego erfahrungsgemäß gefällt, denn sein Gutsein beruht auf dem Schlechtsein der Anderen.
Dieses Lernen, dieser Läuterungsprozess, dauert. Ich fand es sehr sympathisch, als Jerry und Diane ganz selbstverständlich erklärten, sie seien immer noch und weiterhin "in Arbeit". Und so ist das wohl auch. Das Lernen geht soweit, wie ich bereit bin, mich führen zu lassen.
Es hält mich in Bodennähe und bringt mich trotzdem dem HIMMEL nahe, wenn ich weiß, dass es ein hartes Stück Arbeit ist, immer wieder die Bereitschaft zu finden, bewusst den zweiten Platz zu wählen.
Erika