Und da schließt sich meine nächste Frage an:
Was ist so toll am "Wollen", was ist untoll am "Wünschen"? Der Wunsch ist für mich ein freundlicher Verwandter dessen, was ich Wollen nenne. Mit einem Wunsch gehe ich völlig spielerisch um, voller Freude - und mit hoher Wahrscheinlichkeit geht er in Erfüllung.
Wenn ich etwas will, geht die Freude rasch verloren.
Wenn ich etwas unbedingt will, hocke ich wie ein Verstopfungspatient mit hochrotem Kopf auf dem Örtchen und riskiere, dass mir eine Ader platzt und ich mit einem Schlaganfall vom Topf kippe.
Der freie Wille muss zur Freiheit führen. Urteilen nimmt immer gefangen, weil es Segmente der Wirklichkeit nach der instabilen Maßgabe von Wünschen trennt. Wünsche sind keine Tatsachen. Wünschen besagt, dass Wollen nicht ausreicht. Doch niemand, der in seinem rechtgesinnten Geist ist, glaubt, dass das, was er wünscht, so wirklich ist wie das, was er will. Anstatt zu sagen: "Trachte zuerst nach dem Reich GOTTES", sage: »Wolle zuerst das Reich GOTTES«, denn damit sagst du: "Ich erkenne, wer ich bin, und ich nehme mein eigenes Erbe an."(T-3.VI.11:3-8)
In dieser Kursstelle drückt sich übrigens auch sehr schön aus, warum die Wunschbücher nur "bedingt" funktionieren.
Der Kurs hat sehr viel mit dem Wollen zu tun. In den Worterklärungen am Anfang wird auch kurz auf das Übersetzungsproblem "wish/will" vom Englischen ins Deutsche hingewiesen.
Das "richtige" Wollen verbindet uns wieder mit GOTT.
Und GOTTES Wille für uns ist nun mal vollkommenes Glück.
Eine Zeitlang habe ich mit diesem Zitat herumgebastelt und überlegt, ob es nun GOTTES Wille ist, der mich glücklich macht, oder ob das Zitat so zu verstehen ist, dass GOTT wirklich mein vollkommenes Glück will.
Ist der Unterschied erkennbar? Wenn ich davon ausgehe, dass es "nur" der Wille GOTTES ist, der mich glücklich machen soll, stecke ich weiter in dem Dilemma, dass mir Dinge passieren, die mich nicht glücklich machen, die mich aber glücklich machen sollten, weil es ja GOTTES Wille ist.
Das hört sich gruselig verworren an, aber genau dieses Denken führt geradewegs in die Opferhaltung oder den Fatalismus hinein, der eben nicht gemeint ist.
GOTTES Wille für mich ist vollkommenes Glück
GOTT will tatsächlich, wirklich und wahrhaftig, dass ich vollkommen glücklich bin! Denn das ist mein Normalzustand, besser: unser Normalzustand.
Fragt sich, wie ich diesen Normalzustand in dieser Welt jemals erreichen können sollte. Das kann doch nicht sein, weil mir ja schließlich andauernd irgendwelche "Dinge" in die Quere kommen, die ich anders haben möchte.
Und dann bin ich bei den Wünschen gelandet. Ich möchte die Dinge anders haben. Ich wünsche mir dies als Ersatz für das und bin der Überzeugung, dass ich eine Ahnung habe, was gut für mich ist.
Es ist ein ziemlicher Lernprozess, aus dem scheinbaren Paradoxon herauszufinden, aber es ist machbar.
Es liegt keine Anstrengung darin, GOTTES WILLEN zu tun, sobald du begreifst, dass es auch dein eigener ist. (T-2.VI.6:4)
Nun kommt sicherlich wieder der Einwand, dass das Leben, so wie ich es jetzt führe, ganz sicherlich nicht mein eigener Wille sein kann!
Und wenn doch?
Wie war das noch mit der Projektion? Und wie verhält sich das mit der Wirklichen Welt? Die Wirkliche Welt spiegelt die Gesetze GOTTES wider.
Angst ist stets ein Zeichen von Anstrengung, der immer dann entsteht, wenn das, was du willst, mit dem in Konflikt steht, was du tust. Diese Situation entsteht auf zweierlei Arten: Erstens kannst du beschließen, miteinander in Konflikt stehende Dinge zu tun, entweder gleichzeitig oder nacheinander. Das führt zu einem konflikthaften Verhalten, das für dich unerträglich ist, weil jener Teil des Geistes, der etwas anderes tun will, entrüstet ist. Zweitens kannst du dich so verhalten, wie du glaubst es tun zu müssen, ohne es aber voll und ganz zu wollen. Das erzeugt ein beständiges Verhalten, bringt aber große Anstrengung mit sich. In beiden Fällen sind Denken und Handeln nicht in Einklang miteinander, was eine Situation zur Folge hat, in der du etwas tust, das du nicht wirklich willst. Das löst ein Gefühl von Zwang aus, welches gewöhnlich Wut erzeugt, und darauf folgt mit einiger Wahrscheinlichkeit Projektion. Jedesmal, wenn Angst da ist, liegt es daran, dass du dich nicht entschieden hast. Dein Geist ist deswegen gespalten, und es ist unvermeidlich, dass dein Verhalten sprunghaft wird. Eine Berichtigung auf der Verhaltensebene kann den Irrtum von der ersten Art zur zweiten verschieben, wird aber die Angst nicht auslöschen. (T-2.VI.5)
Alles Denken bringt Form auf irgendeiner Ebene hervor. (T-2.VI.9:14)
Wenn also keine Anstrengung darin liegt, GOTTES Willen zu tun, dann müsste es sich völlig locker und leicht anfühlen, wenn mein Wille und der Wille GOTTES eins sind.
Miteinander in Konflikt stehende Dinge zu tun, ist für mich unerträglich, weil ein Teil meines Geistes entrüstet ist. Das entspricht dem Handeln wider besseren Wissens oder anderen Fühlens. Ich vergewaltige mich selber.
Und dann kann ich irgendwelchen Regeln folgen, denen ich zwar folgen zu müssen glaube, denen ich aber "unterbewusst" gar nicht wirklich folgen will. Und schon wieder liegt eine Selbstvergewaltigung vor.
Ganz offensichtlich muss ich mein unbewusstes Denken wohl ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen. Was denke ich mir da eigentlich zusammen in Bezug auf mein Handeln? Ist mir das überhaupt klar?
Weiß ich, was ich will? Wie fühlt es sich an, wenn kein Teil des Geistes entrüstet ist?
Eine Frage, die zu beantworten sich lohnt.
Wenn kein Teil des Geistes entrüstet ist, geht alles wie von selbst.
Wenn kein Teil des Geistes entrüstet ist, geht alles wie von SELBST.
Das HB-Männchen rüstet ab und wird zum HG-Männchen.
Erika