Mein Sohn Noah kommt ganz nach seinen Eltern und benimmt sich in der Schule nicht so, wie die Lehrer das gerne hätten. Kann ich nachvollziehen. Aber schon im Kindergarten sagten uns die Betreuer, dass Noah anscheinend kein Unrechtbewusstsein hat und er andere Kids schlägt usw. Heute hab ich ihn von der Schule abgeholt, er fühlte sich unbeobachtet und hat ein gleichaltriges Mädchen ohne Grund wie ein Karatekämpfer mit einem Tritt angegriffen. Ich konnte dannach nicht feststellen, dass ihm das leid täte, er hat keine Gewissensbisse. Mein Gewahrseinshündchen hat sich von mir bis abends verabschiedet und ich war in der "Hölle" mit Vorwürfen mir gegenüber und Zweifel über unsere Erziehung, habe ihm Vorwürfe gemacht, und ihn ins Zimmer geschickt und ignoriert.... bis ich mich erinnert hab, dass ich mich, weil ich mich verdammt sch... gefühlt habe, wohl falsch entschieden habe, was aber in dieser Situation nicht einfach für mich war. Hab ihn dann beim Zubettgehen noch mal gedrückt und gute Nacht gewünscht... war eine heftige Lektion heute, so was zu vergeben, nicht zu urteilen, wenn man doch das "Unrecht" vor Augen hat. Jetzt gehts mir besser.... vertraue darauf, dass mein Kleiner seinen Weg wohl findet. Dieter
Dass Noah heute deine Reaktion auf sein Verhalten miterlebt hat, wird eine bestimmte Wirkung auf ihn haben - ganz nach Drehbuch, natürlich. Alle Phasen deiner Analyse - Verdauungs - und Vergebungsversuche. Er realisiert, dass es dich bewegt.
Wenn du ihn disziplinieren möchtest, kommt es sehr auf deine Haltung an. Bist du ruhig und bestimmt und schickst ihn in sein Zimmer, damit er darüber nachdenken kann, wie er in der betreffenden Situation gehandelt hat, ist es auch sinnvoll, ihm zu sagen, dass du jetzt von ihm erwartest, dass er darüber nachdenkt und dass ihr darüber sprechen werdet. Nimmst du dabei keine ruhige und bestimmte Haltung ein und bist verärgert, dann wird Noah die Disziplinierung als Strafe empfinden und keine Führung und Ordnung erleben, sondern Angriff. Und Angriff fördert Kommunikation/Verbindung nicht.
Bist du in ruhiger und bestimmter Haltung, wenn ihr dann sprecht, hast du die Möglichkeit eine empathische Kommunikation zu führen. Das bedeutet, dass du ihn erst erzählen läßt, was sich zugetragen hat und im AH-Modus zuhörst. Danach kannst du Vermutungen anstellen über seine Gefühle und Bedürfnisse den Vorfall betreffend. :gut:
So. Wie kommen wir in einer Situation, die uns überwältigt, in eine ruhige und bestimmte Haltung?
Eine erste Option ist
Mini-AH: Ich erzähle MIR, was sich gerade bei mir abspielt. Dabei kann ich auch ganz gezielt eine
Piratenparty/Wolfsshow einbauen und damit überleiten zur Übung
Selbstempathie. Denn wenn ich meine Urteile und Selbstkritik höre, kann ich auf meine Bedürfnisse schließen und von diesen auf meine Gefühle. Wenn mich dieses Vorgehen beruhigt und geordnet hat, spreche ich mit Noah, äh......, du natürlich.
Solange du nicht ruhig und bestimmt handeln kannst, vertage das Gespräch mit Noah. Er kann ruhig wissen, dass diese Angelegenheit in dir arbeitet und du ein freundliches, einfühlsames Gespräch anstrebst, aber noch nicht soweit bist.
Und irgendwann in diesem Prozess wirst du auch wieder bemerken können, dass alles bereits vergeben ist, ja, diese Angelegenheit sich nie wirklich abgespielt hat - aber bis dahin:
Alle Tools volle Kraft voraus!