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Thema: "AH" - Autoritätspersonen  (Gelesen 5956 mal)

Anne

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"AH" - Autoritätspersonen
« am: 12. April, 2011 09:41:16 »
Ich fühle mich unwohl im Zusammensein mit Autoritätspersonen, mit Menschen, die ich zu meinen Autoritätspersonen erkläre.  Es sind Menschen, die mich an die Menschen meiner Kindheit erinnern: Kontrollierende, zwanghafte, jähzornige Menschen, heute kenne ich den Begriff, Borderline Störung, ich denke, dass ist eine Form davon,  so würde ich einige Menschen meiner Kindheit bezeichnen. Menschen, die es gewohnt sind, dass ihre Erwartungen erfüllt werden. Als Kind hatte ich keine Wahl. Ich mußte diesen Menschen geben, was sie von mir wollten, als Erwachsene hatte ich oft auch keine Wahl, ich gab den anderen das, was sie von mir wollten, oder ich zog mich zurück, weil ich keine andere Verhaltensweise diesen Menschen gegenüber kannte.

Ich begegne auch heute immer wieder diesem Menschentyp, und jedesmal ist es für mich eine erneute Herausforderung. Auch wenn ich weiß, dass der andere nur so ist, wie er ist, aufgrund seiner Erfahrungen, und dass er in Wirklichkeit nur nach Liebe, nach Anerkennung, nach Angenommensein sucht, ist es für mich gerade mit diesen Menschen besonders schwer, im Frieden zu sein.

Ich neige immer noch dazu, dem anderen zu geben, was er von mir will, nur damit er sich schnell wieder beruhigt und mich in Ruhe lässt.

Doch damit ist mein Problem nicht gelöst. Ich denke manchmal, dass der andere auf Kampf aus ist, und wenn ich mich nicht beteilige, dann ist er mit seinem schnellen Sieg auch nicht einverstanden. Er grollt weiter und ich grolle auch, weil ich mal wieder zu schnell klein beigegeben habe.

Ich weiß vom Verstand her, dass es nur die Liebe gibt. Dass es weder den Angriff des anderen noch mein Verhalten gibt. Ich erkenne sogar in der Situation selbst, wie krank dass alles ist, und wenn ich dann diesem Menschen in die Augen sehe, dann sehe ich, das ich genauso bin wie er.  Alles was ich beim anderen erkenne, dass bin ich selbst, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht kämpfe, sondern flüchte.

Ich lese im Minikurs von Gerald G. Jampolsky

"Will ich Frieden erfahren, oder will ich Konflikt erfahren?
Wenn ich Frieden will, befasse ich mich nur mit Geben; wenn ich Konflikt will, beschäftige ich mich damit, etwas zu bekommen, oder überlege, warum ich es nicht bekomme. Frage dich jedesmal, wenn du mit anderen sprichst: Ist diese Kommunikation liebevoll dem anderen und mir selber gegenüber?"

Nein, meine Kommunikation dem anderen gegenüber ist nicht liebevoll, weder dem anderen, noch mir selbst gegenüber. Ich vertrete mich nicht. Ich gebe dem anderen zwar, was er von mir will, doch ich gebe es nicht gerne. In mir bleibt Groll. Ich gebe nur aus einer Angst heraus, nur damit der andere friedlich wird, es ist Manipulation von meiner Seite.

LG
Anne

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Offline Johannes

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #1 am: 13. April, 2011 13:57:31 »
Zitat von: Anne
Ich weiß vom Verstand her, dass es nur die Liebe gibt. Dass es weder den Angriff des anderen noch mein Verhalten gibt. Ich erkenne sogar in der Situation selbst, wie krank dass alles ist, und wenn ich dann diesem Menschen in die Augen sehe, dann sehe ich, das ich genauso bin wie er.  Alles was ich beim anderen erkenne, dass bin ich selbst, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht kämpfe, sondern flüchte.

Ich lese im Minikurs von Gerald G. Jampolsky:

"Will ich Frieden erfahren, oder will ich Konflikt erfahren?
Wenn ich Frieden will, befasse ich mich nur mit Geben; wenn ich Konflikt will, beschäftige ich mich damit, etwas zu bekommen, oder überlege, warum ich es nicht bekomme. Frage dich jedesmal, wenn du mit anderen sprichst: Ist diese Kommunikation liebevoll dem anderen und mir selber gegenüber?"

Nein, meine Kommunikation dem anderen gegenüber ist nicht liebevoll, weder dem anderen, noch mir selbst gegenüber. Ich vertrete mich nicht. Ich gebe dem anderen zwar, was er von mir will, doch ich gebe es nicht gerne. In mir bleibt Groll. Ich gebe nur aus einer Angst heraus, nur damit der andere friedlich wird, es ist Manipulation von meiner Seite.
Die Fragen, die du an dich stellst, sollen nicht dazu dienen, die Schuld von den anderen auf dich zu übertragen, sondern sie möchten dich eher dazu anregen, deine Aufmerksamkeit von den anderen weg hin zu dir zu richten.
Wenn du nämlich bemerkst, dass du nicht liebevoll bist, kannst du das ändern.
Solange du auf das Verhalten der anderen schaust, übersiehst du, dass es nur an dir liegt, etwas zu ändern.

 ;) Johannes

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Offline Hannes

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #2 am: 13. April, 2011 17:56:47 »
Hallo Anne!

Mir hilft der Gedanke "Geben gleich Empfangen". Wenn ich mich entschließe, etwas zu geben, dann ist es mir egal, was der andere damit macht, wie er es annimmt, ob er sich in dem Maße freut, das man erwarten sollte. Ich gebe es mir.

Ich mache mir die Freude, dass er sich was kaufen kann. Ich mache mir die Freude, dass er ein paar freie Stunden hat. Ich mache mir die Freude, dass er seinen Willen bekommt.

Wenns kein grober Unfug ist - was verlier ich denn dabei? Wenn ich keinen Dank erwarte, was kann mich dann enttäuschen?

Zur Beruhigung: Klappt auch bei mir nicht immer. Macht aber ungeheuer viel mehr Spaß als das ewige Getausche früher. Und es macht die Mauern brüchig. Auch von denen, denen ich einst unterstellte, sie würden immer nur nehmen, kommt unvermittelt mehr und mehr "zurück", in welcher Form auch immer. Ein sanfterer Ton, ein freundliches Lächeln, eine besonnenere Reaktion.

Lieben Gruß schickt dir
Hannes

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Anne

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #3 am: 13. April, 2011 23:46:53 »
Zitat von: johannes
Die Fragen, die du an dich stellst, sollen nicht dazu dienen, die Schuld von den anderen auf dich zu übertragen, sondern sie möchten dich eher dazu anregen, deine Aufmerksamkeit von den anderen weg hin zu dir zu richten.
Wenn du nämlich bemerkst, dass du nicht liebevoll bist, kannst du das ändern.
Solange du auf das Verhalten der anderen schaust, übersiehst du, dass es nur an dir liegt, etwas zu ändern.
Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf mich richte, dann sehe ich, dass mein Verhalten keinesfalls edel ist. Ich erkenne meine Fehler nur zu gut. Ich reize schier den anderen mit meiner Art, dass er so mit mir umgeht. Ich biete mich regelrecht an, in meiner Opferhaltung. Doch wie kann ich das ändern? Ich übe schon viele Jahre, um meine ungesunden Verhaltensweisen zu verändern.

Es geht doch darum, dass ich den anderen so annehme und akzeptiere, wie er ist - ich will ja gar nicht, dass der andere sich ändert, dass kann ich sowieso nicht beeinflussen - doch ich denke, bevor ich den anderen so annehmen kann, wie er ist, muß ich mich selbst erst so angenommen und akzeptiert haben, wie ich bin, mit all meinen Fehlern, die ich im Moment noch habe.

Ich strebe Veränderung an, keine Frage, sonst wäre ich nicht hier. Ich kann mich ja selbst in meinem Verhalten kaum noch ertragen, doch ich habe im Moment kein anderes. Sich selbst zu erkennen, und doch nichts anders machen zu können, ist schon hart.

Ich denke, dass diese Vergebung bei mir selbst anfangen muß. Nur wenn ich mich selbst vorbehaltlos annehmen und akzeptieren kann, so wie ich bin, dann bin ich auch in der Lage, mein Gegenüber so anzunehmen, wie es ist.

"Wenn ich Frieden will, befasse ich mich nur mit Geben" schreibt J. Jampolsky.

Und ist das nicht auch ein Geben? Ich vergebe mir meine Fehler. Erst wenn ich mir meine Fehler vergeben habe, kann ich dem anderen vergeben. Wenn ich dann meine eigene Fehlerlosigkeit erkennen kann, dann erkenne ich auch die Fehlerlosigkeit des anderen. Ich denke, dass dann dieses Autoritätsspiel überflüssig geworden ist, und ich meine Sache vertreten kann.

 LG Anne

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Offline Johannes

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #4 am: 14. April, 2011 00:13:16 »
Zitat von: Anne
Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf mich richte, dann sehe ich, dass mein Verhalten keinesfalls edel ist. Ich erkenne meine Fehler nur zu gut. Ich reize schier den anderen mit meiner Art, dass er so mit mir umgeht. Ich biete mich regelrecht an, in meiner Opferhaltung. Doch wie kann ich das ändern. Ich übe schon viele Jahre, um meine ungesunden Verhaltensweisen zu verändern.
Verhalten ist nur ein Ergebnis, keine Ursache. Deshalb geht es bei der Vergebung nie um eine Änderung des Verhaltens, sondern immer nur um eine Änderung des Denkens. Wenn du über dich oder einen anderen anders denkst, wirst du dich automatisch anders verhalten.
 
Zitat
Es geht doch darum, dass ich den anderen so annehme und akzeptiere, wie er ist - ich will ja gar nicht, dass der andere sich ändert, dass kann ich sowieso nicht beeinflussen - doch ich denke, bevor ich den anderen so annehmen kann, wie er ist, muß ich mich selbst erst so angenommen und akzeptiert haben, wie ich bin, mit all meinen Fehlern, die ich im Moment noch habe.
Das Problem ist, dass du versuchst, über den Verstand irgendwelche Änderungen herbeizuführen. Doch ist der Verstand fehlgeleitet. Du könntest z.B. akzeptieren, dass du - von einem vergebenden Standpunkt aus - keine Fehler hast. Dass nichts an dir oder an anderen falsch ist.
Außer deiner Wahrnehmung ist alles in Ordnung. Nur darum geht es bei der Vergebung - anzuerkennen, dass deine Wahrnehmung von dir und den anderen insgesamt falsch ist. Und du kannst lernen, deine Wahrnehmung korrigieren zu lassen...z.B. sehen lernen, dass die Liebe in allen und jedem ist.


Zitat
Ich strebe Veränderung an, keine Frage, sonst wäre ich nicht hier. Ich kann mich ja selbst in meinem Verhalten kaum noch ertragen, doch ich habe im Moment kein anderes. Sich selbst zu erkennen, und doch nichts anders machen zu können, ist schon hart.

Ich denke, dass diese Vergebung bei mir selbst anfangen muß. Nur wenn ich mich selbst vorbehaltlos annehmen und akzeptieren kann, so wie ich bin, dann bin ich auch in der Lage, mein Gegenüber so anzunehmen, wie es ist. 
Du drehst dich im Kreis, wenn du so denkst. Es ist gleichgültig, wo du zu vergeben anfängst, Hauptsache du fängst damit an...  :tanz:

Zitat
Erst wenn ich mir meine Fehler vergeben habe, kann ich dem anderen vergeben. Wenn ich dann meine eigene Fehlerlosigkeit erkennen kann, dann erkenne ich auch die Fehlerlosigkeit des anderen. Ich denke, dass dann dieses Autoritätsspiel überflüssig geworden ist, und ich meine Sache vertreten kann.
Auf diese Weise verschiebst du die Vergebung auf einen späteren Zeitpunkt. Und doch ist Vergebung immer nur JETZT möglich. Du kannst immer nur JETZT vergeben - nicht dann, wenn...

lg
Johannes

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Anne

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #5 am: 15. April, 2011 10:20:01 »
Zitat von: johannes
Du drehst dich im Kreis, wenn du so denkst. Es ist gleichgültig, wo du zu vergeben anfängst, Hauptsache du fängst damit an.

Ich komme mit den Begriffen "Annahme und Akzeptanz", besser zurecht, als mit dem Begriff " Vergebung.

Wenn ich Vergebung denke, dann ist sofort mein Ego präsent und suggeriert mir, dass das nicht geht. Dass ich bestimmten Menschen, die mich negativ berührt haben und berühren, nie und nimmer vergeben kann. Dass ich mich noch so anstrengen kann, doch dass es mir nicht gelingen wird. Das Wort Vergebung hält mich in der Trennung. Ich kann es nicht anders erklären.

Doch wenn ich Annahme und Akzeptanz denke, dann schließe ich die menschlichen Schwächen des anderen mit ein. Dann weiß ich, dass der andere sich nur so verhalten konnte, aufgrund seiner eigenen Menschlichkeit, und in dem Moment entsteht in mir ein Mitgefühl. Ich erinnere mich meiner eigenen Menschlichkeit, und an meine eigenen Verhaltensweisen, die anderen Menschen schaden, und auch diese muß ich so annehmen und akzeptieren, wie sie sind, weil ich im Moment noch nichts anders habe.

LG Anne

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Offline Hannes

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #6 am: 15. April, 2011 18:07:14 »
Das ist ein ganz schön vertracktes Wort, "Vergebung". Es ist in unserem  Sprachgebrauch fest zementiert und besetzt mit dem Inhalt des Begriffs  "Verzeihung". Das nicht existierende Wort "Weggebung" käme wohl dichter heran an das, was der Kurs unter Vergebung versteht.

"Akzeptanz" beinhaltet in meinen Ohren so etwas wie "dem Ganzen Realität  verleihen" - und genau das will die Vergebung ja nun nicht. Wenn du von  deinen eigenen Verhaltensweisen schreibst, die anderen schaden können,  so kommt das auch wieder zum Ausdruck. Du untermauerst sie. Du  unterstreichst die Möglichkeit von Schuld.

Den Gedanken der Schuld wegzugeben, bei dir und jedem, ihn als Traum zu  entlarven, der jeder Realität entbehrt, das scheint mir die Richtung zu  sein. Wohl den Anderen akzeptieren und annehmen, aber nicht seine  Schuld. Die müssen wir streichen, löschen, tipp-exen... eben weg-geben,  ver-geben. Die hat nie existiert, existiert nicht und wird nie  existieren.

Schwieriger Begriff. Gibt noch so ein paar andere. Da funkt uns das, was wir "gelernt" haben in diesem Leben, immer wieder rein.

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Anne

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #7 am: 16. April, 2011 22:05:09 »
Zitat von: Hannes
Das ist ein ganz schön vertracktes Wort, "Vergebung". Es ist in unserem Sprachgebrauch fest zementiert und besetzt mit dem Inhalt des Begriffs "Verzeihung". Das nicht existierende Wort "Weggebung" käme wohl dichter heran an das, was der Kurs unter Vergebung versteht.

"Akzeptanz" beinhaltet in meinen Ohren so etwas wie "dem Ganzen Realität verleihen" - und genau das will die Vergebung ja nun nicht. Wenn du von deinen eigenen Verhaltensweisen schreibst, die anderen schaden können, so kommt das auch wieder zum Ausdruck. Du untermauerst sie. Du unterstreichst die Möglichkeit von Schuld.

Den Gedanken der Schuld wegzugeben, bei dir und jedem, ihn als Traum zu entlarven, der jeder Realität entbehrt, das scheint mir die Richtung zu sein. Wohl den Anderen akzeptieren und annehmen, aber nicht seine Schuld. Die müssen wir streichen, löschen, tipp-exen... eben weg-geben, ver-geben. Die hat nie existiert, existiert nicht und wird nie existieren.

Schwieriger Begriff. Gibt noch so ein paar andere. Da funkt uns das, was wir "gelernt" haben in diesem Leben, immer wieder rein.
Das ist jetzt eine sehr schöne Erklärung: "Weggebung"  weg - geben - ver - geben.

Das Wort kommt gerade bei mir an. Ich gebe etwas weg -  ich gebe alle Materie weg -  einschließlich der Verletzungen, die mir zugefügt worden sind, und die Verletzungen, die ich anderen zugefügt habe - ich gebe alles weg, weil es nicht existiert. Es fühlt sich gerade leicht an.

Der Geist gibt in dem Moment auch seinen Körper weg, wenn er ihn nicht mehr braucht. Sterben ist ein sanftes Ablegen des Körpers -  habe ich im Kurs gelesen -  weil auch er in Wirklichkeit nicht existiert, er wird weggegeben - er geht weg, er vergeht.

LG Anne

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Offline Johannes

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Re: "AH" - Autoritätspersonen
« Antwort #8 am: 16. April, 2011 22:21:24 »
Zitat von: Anne
Der Geist gibt in dem Moment auch seinen Körper weg, wenn er ihn nicht mehr braucht.
Ein Geist hat keinen Körper, den er weggeben könnte. Er kann aber denken, dass er ein Körper ist. Und dieser Gedanke kann weggegeben - als falsch erkannt - werden.

Liebe Grüße
Johannes

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