Ich fühle mich unwohl im Zusammensein mit Autoritätspersonen, mit Menschen, die ich zu meinen Autoritätspersonen erkläre. Es sind Menschen, die mich an die Menschen meiner Kindheit erinnern: Kontrollierende, zwanghafte, jähzornige Menschen, heute kenne ich den Begriff, Borderline Störung, ich denke, dass ist eine Form davon, so würde ich einige Menschen meiner Kindheit bezeichnen. Menschen, die es gewohnt sind, dass ihre Erwartungen erfüllt werden. Als Kind hatte ich keine Wahl. Ich mußte diesen Menschen geben, was sie von mir wollten, als Erwachsene hatte ich oft auch keine Wahl, ich gab den anderen das, was sie von mir wollten, oder ich zog mich zurück, weil ich keine andere Verhaltensweise diesen Menschen gegenüber kannte.
Ich begegne auch heute immer wieder diesem Menschentyp, und jedesmal ist es für mich eine erneute Herausforderung. Auch wenn ich weiß, dass der andere nur so ist, wie er ist, aufgrund seiner Erfahrungen, und dass er in Wirklichkeit nur nach Liebe, nach Anerkennung, nach Angenommensein sucht, ist es für mich gerade mit diesen Menschen besonders schwer, im Frieden zu sein.
Ich neige immer noch dazu, dem anderen zu geben, was er von mir will, nur damit er sich schnell wieder beruhigt und mich in Ruhe lässt.
Doch damit ist mein Problem nicht gelöst. Ich denke manchmal, dass der andere auf Kampf aus ist, und wenn ich mich nicht beteilige, dann ist er mit seinem schnellen Sieg auch nicht einverstanden. Er grollt weiter und ich grolle auch, weil ich mal wieder zu schnell klein beigegeben habe.
Ich weiß vom Verstand her, dass es nur die Liebe gibt. Dass es weder den Angriff des anderen noch mein Verhalten gibt. Ich erkenne sogar in der Situation selbst, wie krank dass alles ist, und wenn ich dann diesem Menschen in die Augen sehe, dann sehe ich, das ich genauso bin wie er. Alles was ich beim anderen erkenne, dass bin ich selbst, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht kämpfe, sondern flüchte.
Ich lese im Minikurs von Gerald G. Jampolsky
"Will ich Frieden erfahren, oder will ich Konflikt erfahren?
Wenn ich Frieden will, befasse ich mich nur mit Geben; wenn ich Konflikt will, beschäftige ich mich damit, etwas zu bekommen, oder überlege, warum ich es nicht bekomme. Frage dich jedesmal, wenn du mit anderen sprichst: Ist diese Kommunikation liebevoll dem anderen und mir selber gegenüber?"
Nein, meine Kommunikation dem anderen gegenüber ist nicht liebevoll, weder dem anderen, noch mir selbst gegenüber. Ich vertrete mich nicht. Ich gebe dem anderen zwar, was er von mir will, doch ich gebe es nicht gerne. In mir bleibt Groll. Ich gebe nur aus einer Angst heraus, nur damit der andere friedlich wird, es ist Manipulation von meiner Seite.
LG
Anne