Mir geht es oft noch so, wenn ich irgendwo ein weinendes Kind wahrnehme, dass ich dann mit dem Kind mitleide und über den damit verbundenen Erwachsenen ärgerlich bin, dass er sich nicht richtig um das Kind kümmert. Die wohlwollende Deutung wäre dann, dass der Erwachsene vielleicht momentan überfordert ist und dass das Kind seine Stresshormone rausweint, oder?
Liebe Jalila, in diesem Beispiel ist das Werkzeug "Compassionate Communication" im Prinzip nur in seiner "Urform" gefragt, denn weder unterhältst Du Dich mit dem Erwachsenen, noch mit dem Kind. Der Commpassionate Communication liegt zugrunde, Dich an IHN mit der Bitte zu wenden, Dir zu zeigen, was ER sieht. SEINE Deutung wird Dir immer sagen, dass all, was Du zu sehen glaubst, nicht wahr ist.
Oder wenn ich Widerstand habe, zu meinen Enkeln zu fahren, um sie zu hüten, dann nicht noch auf mir herumzuhacken "Sei nicht so egoistisch, nur an Deine Bedürfnisse zu denken", sondern auch hier wohlwollend den Widerstand so deute, dass ich sanfter mit mir umgehen soll und den HG bitten, mir zu zeigen, wie das geht.
Das ist ein gutes Beispiel, wo Du CC für Dich einmal ganz konkret als Werkzeug einsetzen könntest: in einem Gespräch mit Deiner Tochter über das Hüten Deiner Enkel. Der Widerstand, den Du fühlst, hat etwas mit Deinen tief verborgenen, nicht erfüllten Bedürfnissen zu tun. Natürlich ist das grundlegende Bedürfnis immer die Aufhebung der Trennung von GOTT, aber dieses Urbedürfnis kann ich in allen anderen Bedürfnissen voraussetzen und sehe dann meine Beziehungen vielleicht mit anderen Augen.
Das hieße in Deinem Beispiel, dass Du zunächst einmal herausfindest, welche Deiner Bedürfnisse nicht erfüllt sind, wenn Du diesen Widerstand entwickelst. Es könnte zum Beispiel das Bedürfnis nach Ruhe sein oder auch das Bedürfnis nach Selbstbestimmung, nach Freiheit.
Bei Deiner Tochter wiederum - selbe Voraussetzung: im Untergrund immer das Bedürfnis nach LIEBE - könnte das Bedürfnis nach Sicherheit stehen.
Die Bedürfnisse, die ich als tiefer verborgen benannt habe, wirken in unseren Gesprächen mit, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Ohne dass wir uns ihrer bewusst sind, verteidigen wir sie und unterstellen unserem Gesprächspartner, dass er unsere Bedürfnisse angreift.
Auf diese Art "verunglücken" so viele Gespräche.
Wenn Du nun in ein Gespräch mit Deiner Tochter über das Hüten Deiner Enkel dieses Wissen um Eure tiefer verborgenen - sehr verwandten - Bedürfnisse mitbringst, kann sich eine ganz neue Art von Kommunikation entwickeln, weil Du nicht mehr so sehr auf Verteidigung Deiner unbewussten, nicht erfüllten Bedürfnisse aus bist, sondern Deinem Gegenüber nun "wohlwollend", also um sein tief verborgenes, selbes Bedürfnis wissend - begegnen kannst.
Deine Vermutungen darüber, welche Gründe sonst noch eine Rolle spielen, kannst Du nun ganz anders äußern. Du kannst Deine Gefühle offenbaren, und Du wirst die Gefühle hinter den Worten Deines Gegenübers viel besser hören. Auf diese Weise wird eine wirkliche Verständigung möglich.
Durch die wohlwollende Deutung geschieht Vergebung - Wunder-voll! :)
Ja, das ist wahr. Wir lernen die wohlwollende Deutung von IHM.