Der Verstand ist ein komisch Ding. Wie ein schwerer Werkzeugkasten, den ich bis zu einem gewissen Punkt dringend brauche. Aber manchmal steht er wie ein Sack Zement auf dem Gartenschlauch und kein Tröpfchen Wasser kommt an.
Und er schickt mir natürlich auch sofort die nächste Frage ins Hirn:
Wenn ich nicht weiß, kann ich dann überhaupt was verstehen?
Manchmal fühl ich mich einfach zu blöd für alles - und einen halben Schritt weiter wartet das schöne Gefühl, das du erwähnst.
Ja, den Verstand brauche ich dringend dafür:
In der Tat ist Seelenruhe ihr Resultat: das Ergebnis ehrlichen Lernens, der Konsequenz im Denken und der vollständigen Übertragung des Gelernten.
Verstand als "Konsequenz im Denken" enthält dieses den Dorn (=Ego) mit einem Dorn (=Ego) entfernen:
Wenn ich den Kurs lernen will, ist es
logisch, sich an dessen Vorgaben zu halten.
Wenn ich davon überzeugt bin, dass der Kurs Recht hat, dann ist es
logisch, ihn in allen Zweifelsfällen zur letzten Instanz zu machen.
"Ehrliches Lernen" bedeutet vor allem das ständig wieder nötige Eingeständnis: "Ich weiß nicht." Das macht den Weg frei für das Lernen im Sinne des Kurses, wie es sehr schön in dem Unterkapitel "Der Prüfstein der Wahrheit" (Abschnitt 12, S. 299) oder auch im Kapitel 7.II.6, S. 115 beschrieben wird. Ganz knapp zusammengefasst in diesem Satz: "Und es wird begriffen, dass allen Dingen erst vergeben werden muss, und
dann werden sie verstanden." (T-30.V.1:6 -S. 638)
Vergeben heißt auch, sich immer wieder das dringende Bedürfnis einzugestehen, unbedingt Recht haben zu wollen und auf die Befriedigung eben dieses Bedürfnisses zu verzichten. (Natürlich aus (Dorn-Egosicht! Da wiederum macht dann der Hinweis auf das demütige Ego Sinn, denn je leichter es "meinem Ego" fällt, diese "Demütigung" auf sich zu nehmen, desto eher ist dieser Schritt zurück möglich.)
Dieser Schritt zurück, der sich anfangs wohl nicht selten wie eine "Selbst-Opferung" anfühlt (ist es ja in gewisser Hinsicht auch), führt geradewegs zum HIMMEL und zum SELBST.
Irgendwann bemerke ich dann die Ergebnisse dieser "Rückschritte" als Vergebungserfahrungen. Ich beginne zu
verstehen (= aufgrund der Erfahrung nachvollziehen können). Das schließt auch das Verstehen des Kurses ein, aber vor allem macht es Mitgefühl im Sinne des Kurses möglich. Es gibt
nichts, was mich davon abhalten könnte, ein Urteil (= der Wunsch, Recht haben zu wollen) über einen meiner Brüder zurückzuziehen, um ihn stattdessen mit SEINEN Augen, mit den Augen meines SELBST, zu sehen.
So weit mal.
Erika