Liebe Birgit, Du machst Dir Gedanken darüber, ob bzw. warum Du Kritik an Dir in Deine Schwester projizierst, warum Du nicht die Einheit siehst ....
Ich bin da manchmal noch ärger: Ich nehme mir ein Sitzgegenüber in der U-Bahn her, der sitzt normal da, macht nichts und sagt nichts. Das ist für mein Ego offenbar eine unspannende Situation. Jetzt denk ich mir aus: Was mach ist / sag ich, wenn mich der jetzt kritisiert ? Z.B. weil ich die Zeitung auf den Nebensitz lege, und andere Leute sich dann gehemmt fühlen, diesen Sitzplatz zu nutzen.
Also, der sagt nichts, macht nichts, es ist auch total unwahrscheinlich, daß jemals wer in der U-Bahn so was zu mir sagen wird, aber ich entwerfe eine Verteidigungsinie, eine Entgegnungsstrategie, usw. Pervers !
Und mit solchen Sachen verplempern wir unser Leben, besser gesagt, verzögern wir das Erwachen. Nicht nur wirklich Gehörtes, auch Eingebildetes ! (Da sieht man, daß die Grenze zwischen "Wirklichem" und Ausgedachtem sehr verschwommen ist, eigentlich nicht vorhanden ist.
Wir sind ja besessen auf solche Dialoge ! Das Ego lechzt danach! Nicht nur auf Lob von außen, auch auf Kritik von außen !
Diese Wenn-Dann-Konstruktionen erzeugen Machtgefühle in uns. Hauptsache, der Schleier vor der Wahrheit wird noch etwas undurchsichtiger !
Diese Situation in der U-Bahn ist ja eigentlich sehr gemein von mir: Ich unterstelle dem Bruder gegenüber von mir, daß er Konflikt will - das Gegenteil von dem, was wirklich ist !
Gut, daß es so einfach ist, diesen Schleier der Unterstellungen zu zerreissen - mit der kleinen Bereitwilligkeit (wenn ich dran denke :).
lg
Otmar