Bevor ich jetzt wieder das Aufschreiben verschiebe, auf das ich mich so gefreut hatte, mache ich es mir ganz einfach und schreib nur auf, wo es bei mir geleuchtet hat: Es war alles, was mit Stille zu tun hat.
Als Karin gefragt hatte, wie man "schwierige" Jugendliche, also solche, die z.B. schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, überhaupt dazu bringt, zuzuhören, habe ich die Antwort quasi mit atemloser Spannung erwartet. Diane antwortete, dass Jerry die Jugendlichen um Hilfe bat - sie sollten sagen, was sie aus ihrer Lebenserfahrung raten würden. Und dass es nach dieser Frage lange still war. Mehr als 5 Minuten. (Mir schien das undenkbar, das auszuhalten - und das lässt sich auch nur aushalten, wenn ich das Ergebnis loslasse, sonst zerreißt es mich) Sie haben dann berichtet, dass nach dieser (für Diane und Jerry überhaupt nicht langen Wartezeit) viele dieser Jugendlichen etwas aus ihrer Erfahrung beitrugen. Also, in dieser Beschreibung ging es eigentlich darum, dass Diane und Jerry nicht auf einer Ebene von oben herab als die Hilfreichen kamen, sondern dass sie wussten und vermittelten, dass ihr Gegenüber genauso hilfreich war.
Aber für MICH ging es um diese Stille, um dieses Loslassen des Ergebnisses.
Und das wiederholte sich, als die beiden erklärten, was sie machen, wenn jemand in einer AHA-Gruppe irgendwie ausschweifend zu erzählen beginnt. Dass sie da auch sagen: "Ich bräuchte eure Hilfe. Lasst uns 2-3 Minuten in stiller Sammlung dasitzen.
Und ganz groß habe ich mir aufgeschrieben: "Der Leiter einer AHA-Gruppe weiß nicht mehr!" (sondern die Antwort findet die Gruppe anhand der AHA-Richtlinien) - weil ich mir vorher immer gedacht hatte, dass ich nie auch nur dran denken könnte, hier eine AHA-Gruppe zu gründen, weil ich einfach keine Antwort wüsste auf die vielen Fragen. Besonders liebte ich auch den Satz: Manchmal geht irgendjemand, der in der Gruppe gar nichts sagt, mit mehr heim als die anderen.
Was mir auch gefiel, was ich aber nicht "zusammenbringe". Diane erzählte, dass sie morgens, wenn ihr jemand einfällt, gegen den sie einen Groll hat, diese Person ins Licht entlässt - ("ich danke dir, ich liebe dich, ich lasse dich frei"). Denn wenn wir Groll hegen, sperren wir den anderen ein und müssen den "Grollierten" in seinem Gefängnis auch noch füttern. Das war mir völlig klar, solange ich es hörte, aber gelingt mir nicht.
Dazu (dass es mir nicht gelingt) passt der Witz, den Diane erzählte:
Ein Mann ist im Gebirge abgestürzt und klammert sich nur noch an einen Ast an. Unter ihm das Nichts. Der Mann ruft: Gott, hilf mir! Eine Stimme antwortet: "Liebes Kind, lass los, du bist in meinen Armen geborgen." Drauf der Mann: "Hallo, ist hier noch jemand anderer?
Ich vergesse schon wieder, was Johannes sagte: "Erst verbinden mit dem Hl. Geist, dann mit dem Hl. Geist sehen (wie siehst du das?).
Aber das Schöne daran, dass ich es schon wieder nicht mache ist: Ich weiß jetzt, ich WILL es gerade nicht, ich bin nicht arm und hilflos, sondern ich will gerade meinen Kopf durchsetzen.
Als Susanne eine Frage stellte, habe ich offenbar schon ihre Frage im Geist umformuliert, denn meiner Meinung nach stellte sie meine Frage: "Ich mache den Kurs - gleichzeitig werde ich immer unwilliger, für meine Familie so zu sorgen, wie ich und sie es gewohnt sind." (Ich glaube nicht, dass Susanne die Frage so gemeint hat, ich machte es zu meiner Frage). Und Diane antwortete damit, dass sie auf das Buch "Das weibliche Gehirn" verwies, in dem ihre Freundin zeigt, dass in der Zeit des Wechsels sich die Hormone ändern wie in der Zeit der Pubertät. Während man vorher (als kleines Mädchen mit 8 Jahren und als erwachsene Frau unter 50) Freude daran hatte, lieb und nett zu sein, ist dieser Wunsch, zu gefallen, mit der Pubertät und mit den Wechseljahren plötzlich weg. Dieser Satz war für mich die Instant-Erlösung aus einem Zweifel, den ich mir selbst gar nicht klar gemacht hatte, der mich aber umtrieb: Warum sage ich auf einmal: "Koch dir halt selber was"? Alles, was in dem Buch steht, das ich mir nachher gekauft habe, ist nichts anderes als eine Variante von "Ich bin ohne Schuld, der Andere ist ohne Schuld". Also, man kann sich das Buch sparen, wenn man Vergebung übt. Aber als ich z.B. las, dass pubertierende Söhne den Geruch ihrer Mutter (unbewusst, hormonell gesteuert) schrecklich finden, musste ich so lachen, dass mein Sohn fragte, warum ich so lache. Ich erzählte es ihm und ich sah in seinem Gesicht die Erleichterung, denn auch er hatte sich schuldig gefühlt.
Noch ein riesen Zweifel wurde weggefegt, (von dem ich aber bewusst nichts gewusst hatte): Ich hatte mir, (wie jemand, der dies fragte), auch immer gedacht, dass ich ja nie weiß, ob ich wirklich mit dem Hl. Geist verbunden bin. (Also ich hatte die Vorstellung, ich frag den Hl.Geist, aber das Ego schleicht sich ein und gibt die Antwort). Karin hat am Sonntag DEMONSTRIERT, wie es ist, sich mit dem Hl. Geist zu verbinden. Sie stand da und hinter ihr stand jemand, der den Hl.Geist darstellte und jemand, der das Ego darstellte. Alle zwei hinter ihr redeten die ganze Zeit, so wie das Ego und der Hl. Geist die ganze Zeit mit uns reden. Und Karin drehte sich um und redete mit dem Hl. Geist. Aus. Da redete das Ego nicht.
Und noch ein Satz von Karin hat sich eingegraben: Auf die Frage, was tun, wenn man sehr gefangen ist in einem Problem, antwortete sie: "Manchmal muss man warten, obwohl man sich an den Hl. Geist wendet. - "Und wenn ich dann abgelenkt bin, z.B. beim Kloputzen, dann treffe ich die Wahl und alles ist klar." Es geht immer um die Besinnung darauf, dass man nicht allein ist.
Was bei mir seither läuft, ist, dass ich jedes "allein machen wollen", als überaus schmerzhaft empfinde, was mich aber nicht dran hindert, es dauernd zu probieren.
Es ist, als würde ich es erst recht darauf anlegen.
Liebe Grüße
Veronika