Der Gedanke eines Drehbuchs für den Weltfilm hat die charmante Eigenschaft, unwiderlegbar zu sein, weil eben logischerweise alles in einem solchen Drehbuch stehen muss. Es ist also im Grunde müßig, sich über diesen Gedanken aufzuregen. Da können Threads geteilt werden und ich kann anderer Meinung dazu sein - so what?
Viel interessanter ist die Frage, warum der Drehbuchgedanke meinen Widerstand auf den Plan ruft. Bin ich denn ständig der Meinung, dass das Drehbuch meines Lebens umgeschrieben gehört - und zwar von mir?
Und wenn ich das als Kursschüler erkannt habe, dann kann ich mich mit meinem mangelnden Vertrauen in ein Drehbuch, das quasi von höherer Warte aus geschrieben wurde, befassen.
Was würde es denn bedeuten, wenn ich tatsächlich keine Ahnung hätte, was ein Fortschritt und was ein Rückschritt ist? Wäre es dann vernünftig, auf meiner Autorenschaft zu bestehen?
Bestechend am Drehbuchgedanken ist, dass alle meine Irrungen und Wirrungen keine Rolle spielen im Hinblick auf den Erfolg des Ganzen.
"Meine Drehbücher" hätten nur auf die Zeitdauer einen Einfluss.
Zeit ist ein Taschenspielertrick. Meine Erfahrung mit Zeit ist meistens linear. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - das, was schon war, das was ist, das, was sein wird. Was wäre, wenn ich durch meinen Umgang mit der Zeit (= Drehbücher des Ego) mich gar nicht durch die Zeit bewege, sondern auf der Stelle trete? Die Erfahrungen aus der Vergangenheit werden in die Gegenwart getragen und machen die Zukunft wieder zur Vergangenheit.
Was wäre, wenn das Vertrauen in das "Drehbuch des Heiligen Geistes" die scheinbar gesetzmäßige Linearität der Zeit aufheben würde? Durch Vergebung gebe ich die Zukunft frei und mache Platz für neue Erfahrungen. Ich sage Nein zu den ständigen Wiederholungen von Angriff und Verteidigung.
Statt also das alte Spiel immer weiterzuspielen, ohne je zu einem Happy End zu gelangen, kann die Zeit nun zusammenfallen.
Gebe ich die Zeit mit Hilfe der Vergebung frei, dann werden "Wunder" möglich.
Unser auf Linearität getrimmter Verstand stößt damit an seine Grenzen und begehrt auf. Das wird nun meine Aufgabe: meinen Verstand immer wieder zurückzuholen, wenn er das alte Spiel weiterspielen möchte. Dieser Trennungsakt ist sehr sinnvoll, denn ich bin nicht mein Verstand. Mein Verstand ist begrenzt und dient einzig den Zweck, mein "Leben" hier in dieser physischen Erfahrung zu schützen. Das kann er ganz gut, wenn er sich darauf beschränkt. Er ist auch durchaus ein nützliches Werkzeug, wenn ich ihn als Werkzeug benutze und nicht zum Drehbuchautor und Regisseur ernenne.