Klemens,
in dem Beitrag von Johannes ist eigentlich alles drin was es zu Vergebung zu sagen gibt.
Wenn Du es lieber in Prosa - Form von Wapnick hören willst,
allerdings geht dort das wichtige STOP unter, dann bitte:
Erinnern wir uns, was der Kurs ganz klar hervorhebt: Es gibt keine Außenwelt. Es scheint nur, eine zu geben. Die Innenwelt und die Außenwelt sind in Wirklichkeit dieselbe. Wenn ich über das Getrennt-sein hinwegsehen will, und stattdessen das göttliche Licht sehe, das in dir strahlt, so tue ich dasselbe für mich. Das ist Vergebung wie sie der Kurs lehrt.
Wir können den Prozess der Vergebung in drei einfache Schritte unterteilen, die jedoch nicht leicht durchzuführen sind. Sie geschehen im Grunde nicht einmal als getrennte Schritte, sondern sie finden alle gleichzeitig statt. Aber es ist hilfreich, sie als drei getrennte Schritte zu betrachten. Der erste Vergebungs-Schritt ist, wahrzunehmen, dass das Problem, das wir in der Außenwelt sehen und das uns bewegt, z.B. jemand der uns beschimpft, dass diese Hassäußerung nur die Projektion von dem ist, was in uns selbst verborgen liegt. Was wir also beim ersten Schritt tun ist, die Dynamik der Projektion umzukehren. Denn die Schuld-Projektion sagt fälschlich: "Die Schuld ist nicht in mir, sondern in dir". Wenn wir die Dynamik der Projektion jetzt umkehren, sagen wir: "Die Schuld ist nicht in dir, sondern in mir". Egal was du getan hast: "Der wirkliche Grund, dass ich so aufgewühlt bin, liegt in einer Entscheidung, die ich getroffen habe. Es ist demnach mein Problem, nicht deines. Dein Problem ist dein Problem, aber mein Problem ist, wie ich dein Problem betrachte".
Der Grund, dass wir uns so sehr gegen diesen ersten Schritt sträuben, ist unsere tiefe Überzeugung, dass Wut gerechtfertigt ist. Wir erhalten die Illusion aufrecht, in einer Welt von Siegern und Besiegten zu leben, die Illusion also, in einer Welt des Getrennt-seins zu leben. Wenn wir aber den ersten Schritt getan haben, so haben wir das Problem genommen und es dorthin zurückgebracht, wo die Lösung ist. Wir haben dann folgendes erkannt: "Das Problem ist nicht da draußen in der Welt, sondern mein Problem ist in mir, d.h. das Problem ist, wie ich denke und wie ich wahrnehme". So nehmen wir also das Problem von dort, wo es das Ego hingetan hat - in irgend etwas nur nicht in uns - und wir sagen jetzt richtigerweise: "Das Problem ist in mir", d.h. dort, wo auch der heilige Geist ist. Dies bedeutet also, das Problem zur Lösung, also zum heiligen Geist zu bringen.
Wenn es auch schwierig ist, den ersten Schritt zu tun, so ist es noch schwieriger, den zweiten Vergebungsschritt richtig durchzuführen. Den Schritt wollten wir schon das ganze Leben lang vermeiden. Wenn wir ihn jetzt tun, müssen wir uns mit der schrecklichen Illusion auseinandersetzen, die uns das Egodenken als Wahrheit vorgegaukelt hat, nämlich, dass die Schuld außerhalb von uns vorhanden sei, niemals aber in uns. Im zweiten Schritt stellen wir verblüfft fest, dass der Bösewicht nicht außerhalb von uns ist, sondern in uns. Dazu sagt die Übungsbuch-Lektion 170: "Dieser Moment kann schrecklich sein". Denn der Mörder ist in uns und wendet sich gegen uns selbst, wenn wir andere angreifen oder uns von ihnen angegriffen fühlen. Dies ist natürlich der grundlegende Ausdruck von Schuld, nämlich Selbst-Hass.
Selbst-Hass ist gleichbedeutend mit der Absicht, sich selbst zu zerstören. In diesem zweiten Vergebungs-Schritt müssen wir uns klar werden, dass genau so wie die Wut, die eine Entscheidung ist, andere zu beschuldigen, für das, wofür wir uns unterbewusst selber beschuldigen, dass also unsere Schuld ebenfalls eine Entscheidung ist. Es ist die Entscheidung, uns nicht als schuldlose Geschöpfe Gottes zu betrachten, sondern als schuldige Geschöpfe des Ego. Deshalb müssen wir uns über diesen Fehler im zweiten Vergebungs-Schritt anders besinnen. Es ist hier wichtig, uns daran zu erinnern, dass der Glaube an Sünde nur ein falscher Glaube ist. Deshalb sagen wir nun zu uns: "Ich habe mich als schuldig betrachtet. Jetzt betrachte ich mich als schuldlos". Nur diese zwei ersten Schritte werden von uns verlangt. "Nur" heißt es! Aber das ist eine Menge.
Der dritte Vergebungs-Schritt wird nicht von uns, sondern vom heiligen Geist durchgeführt. Das ist, wenn er die Schuld von uns wegnimmt, was wir als Gefühl der großen Erleichterung empfinden. Da wir uns selber die Schuld verschafft haben und darum im eigenen Denken (Egodenken) gefangen sind, können wir uns nicht selber daraus heraus helfen. Das ist die Aufgabe des heiligen Geistes. Unsere Aufgabe ist es zu wollen, dass der heilige Geist uns von unserer Schuld befreit. Und dieses Wollen nennt der Kurs "die kleine Bereitwilligkeit", uns mit dem Geist der Heiligkeit zu verbinden.
Wir gehen nun zum Bild zurück, das wir vorhin gemacht haben: Die ersten zwei Vergebungs-Schritte stellen unsere Entscheidung dar, die Hilfe des heiligen Geistes anzunehmen, statt die Denkweise des Ego. Die Hilfe des Ego bedeutet Wut, Angriff und Schuld. Die Hilfe des heiligen Geistes jedoch, ist eine der Erlösung aus unserer vorgestellten Schuld. Die ersten zwei Schritte lehren uns, dass wir uns mit der urteilslosen Betrachtungsweise des Geistes der Heiligkeit verbinden, was uns aus unserer Schuld heraushebt. Das also ist grundsätzlich was wahre Vergebung bedeutet.
Michael