Für mich ist es einfach wichtig nicht in der Wüste zu bleiben
Liebe Cloé,
zu diesem Satz fiel mir spontan ein: "Die Wüste lebt". Wir stehen da, wo wir hingestellt werden. Du findest ein Wasserloch und machst deine eigene kleine Oase auf. Wie andere Leute eine Kneipe oder ein Café. Auf den Landkarten der Nomaden und sonstigen Wüstenbewanderer findet sich ein kleiner Punkt mit der Bezeichnung "Cloes Oase". Wird dort nicht so voll wie im Kinocenter, aber jeder Besucher hinterlässt Spuren - und die Oase bei ihm. Mein einstmals hysterischer Wunsch, die Wüste wieder zu verlassen, ist ziemlich verblasst. Kann ihn grad nicht finden ...
Lieben Gruß von Oase zu Oase. Hannes
Der Wüstengedanke bringt grad einiges ins Rollen. Gemeinsam mit dem
Agentenspiel, das Michaela Maria in Gregors Forum verlinkt hat.
Dieses Plätzchen in der Wüste ist ein geradezu idealer Ort zum Üben. Wenn ich freundlich an jemanden denke, bin ich schon mit ihm verbunden. Wenn ich still im Geiste mit ihm spreche, löst das in mir die Konflikte genauso, als stünde ich ihm gegenüber. Es fällt mir beim "Alleinsein" aber leichter, bei der Stange zu bleiben, mich von Reaktionen, Gesichtsausdrücken, Widersprüchen nicht aus der Bahn bringen zu lassen. Ich kann Schritt für Schritt die "blauen Grundsätze" trainieren. Für die Mathearbeiten hab ich das früher ja auch nicht anders gemacht.
Was mich an der Wüste so gestört hat, war dieses Mangelgefühl. Keiner ist bei mir, ich bin ganz allein. Keiner mag mich. Alles Quatsch! Alle sind da, ich kann mit allen sprechen. Sind sie dann "tatsächlich" anwesend, setze ich das Beisammensein einfach fort. Mit einer ganz anderen Freude, unter vollkommen anderen Voraussetzungen als aus diesem Leidensdruck heraus, der früher alle Vorzeichen auf Angriff gestellt hatte. Das Alleinsein, diese "Wüste", ist zu meiner Tankstelle geworden, meiner Raststation. Zwischen meinen Ausflügen in die "reale Welt", die manchmal noch arg an allen Seilen zurrt, kann ich mich zurückziehen, kleine Dellen ausbeulen, Öl nachfüllen und ein Stündchen die Augen schließen. Alles abschütteln, was es doch mal wieder geschafft hat, sich an mir zu verfilzen.
Bin wirklich nicht mehr traurig, dass ich meinen Ort abseits des Geschehens gefunden habe. Des Geschehens, dass mich lange einfach überfordert hat. Hier lerne ich, was nötig ist, um meinen Frieden mitzunehmen, wenn ich mich kopfüber hinein stürze.