Als Katholik hoffe ich auf ein ewiges Leben. Worauf hoffe ich als Kursschüler?
Auch auf ein ewiges Leben. Nur wird der Durchschnittschrist sich dies immer als Leben in einem Körper vorstellen und dieses ewige Leben wird irgendwann einmal kommen, so wie auch das Himmelreich einmal kommen wird. Die Antwort "Es ist schon da, nur seht ihr es nicht" könnte leicht diesen Irrtum aufklären, nur ist das nie geschehen. Denn dazu müsste erkannt werden, dass das
Leben bereits ewig ist und daher das falsch verstandene Leben, nämlich die alltägliche Realität, eben nicht das Leben ist sondern der Tod.
"Lasst die Toten ihre Toten begraben"
"Du hast mir nicht das Leben geschenkt sondern den Tod" (Jesus zu seiner Mutter)
Die Toten (wir) betrachten daher den Tod als das Leben und deswegen vermag er uns auch so faszinieren. Die Hinweise sind bereits glasklar dagewesen, aber zu groß die Revolution, sie konsequent anzuwenden für ein sinnvolles Verständnis des Christentums. So wurde daraus eine lächerliche Mordgeschichte, in der Gott seinen Sohn tötet und durch den Ersatz eines einzigen winzigen Wortes wurde das ermöglicht: Aus
einem Sohn Gottes wurde
der Sohn Gottes - Jesus, und wir haben ihn getötet. Die Erkenntnis, dass wir alle diese Söhne sind, hätte die Menschen gezwungen, ihren Glauben an die Schuld aufzugeben, aber so wurde sie zementiert. Jetzt auch noch den Sohn Gottes gemeuchelt... Die ganze Geschichte wurde einfach auf den Kopf gestellt und da steht sie heute noch.
Die Faszination des Todes zeigt sich am deutlichsten in der Betonung der Kreuzigung. In jeder ev. Kirche hängt so eine leidende Jamergestalt. Mit viel Blut. Und in der Kirche meines Ortes stand darunter: "Das tat er für dich. Was tust du für ihn?" DU bist der Mörder des Gottessohnes. Und das stimmt auch - wir sind Selbstmörder. "Was nicht Liebe ist, das ist Mord" (Kurs). Dieser Aspekt ist aber ausschließlich dann sinnvoll, wenn er zusammen mit der Auferstehung gesehen wird. Denn nur dann kann gezeigt werden, dass der Sohn Gottes nicht getötet werden kann.
Das Leben und Sterben Jesu ist ein geniales Theaterstück, in dem nichts dem Zufall überlassen ist. Von Anfang bis Ende erzählt es die Situation eines jeden von uns. In Armut hineingeboren und schließlich gekreuzigt, immer sich selbst verratend und schläfrig durch Illusion und Verleugnung der Wahrheit.
Und weil wir uns für so schuldig halten, glauben wir auch, dass wir den Tod wirklich verdient haben. Wir schauen unsere Fernsehfilme, in denen getötet wird und ergötzen uns daran. Diese ganze Wahrheit ist in dem Film, den wir sehen, auch wieder als Film zu sehen und sagt uns: Hey, du guckst nur Kino. Aber wir wachen nicht auf, weil wir es so schön finden.