Hallo Jutta
Auch mein Sohn ist für 8 Monate ausgezogen gewesen und kam dann zurück. Es ist fast zum Lachen, wie sehr sich die Geschichten ähneln. ( Einschließlich dem Gedanken: er holt die Pubertät nach und ich hab einen Groll auf meine Mutter)
Ja, die "Geschichten" ähneln sich oft!
Wenn ich Dich in: "gesunde Wut" richtig verstanden habe, möchtest Du, dass Dein Sohn sich anders verhält, dass Du Dich auf Ihn verlassen kannst (z.B. Türen abschließen).
Ja, ich habe das geschrieben und ich war wütend. - Nur... wenn ich mir (schon am Samstag) überlegt habe, was ich den eigentlich konkret möchte von ihm, das mich glücklich und zufrieden macht und das ich von ihm erbitten könnte... kam mir nicht wirklich etwas in den Sinn.
- Ich war einfach wütend. - Und meine Beschwerde war die nicht geschlossene Tür und die erste auslösende Verletzung war das, dass ich ihn gebeten habe die Tür abzuschliessen. Er machte es nicht. Wir machten es. Und am Nachmittag war alles sperangel weit offen... und ich wurde stinksauer... etc. etc. ... Und ich habe auch noch mit meinem Mann gestritten und wusste einfach, ich möchte raus aus dieser Wut. Sie tut niemandem gut! Und trotzdem wusste ich, dass es wichtig ist, bei den Gefühlen zu bleiben, weil ich mir sonst selber in die Tasche lüge. - Ich habe mich entschieden, ehrlich zu bleiben und mir nicht einen "Heiligenschein" umzuhängen, und weiter so zu tun, als ob ich nicht Groll hegen würde. Das gab genau 5 min Konflikt. Der Rest war nur noch Umgang mit meinen eigenen Gefühlen. Ich wollte raus aus der Spannung, aus der Wut.
Also versuchte ich mich mit Selbstempathie meiner Wut zu nähern.
Das war mir schon am Samstag wichtiger als die Fehler meines Sohnes. Ich wollte mich der Wut nähern, deshalb schrieb ich mal die sogenannten Auslöser auf. Da gab es schon am Samstag eine Stimme in mir die sagte, dass das nur mit mir zu tun hat. - Doch es gab auch die andere - und die musste ich mir zuerst ansehen.
Bist Du sicher, dass Du ihn nicht anders haben willst? Dann könnte er ja die Türen offenlassen.
Ich habe ja am Samstag entschieden, vier Wochen nichts von ihm zu fordern. Dazu gehören auch nicht eingehaltene Versprechen... - Heute habe ich die Türe abgeschlossen, gestern auch... über Nacht war sie wahrscheinlich offen... - Noch einige andere Abmachungen und Versprechungen hat er nicht eingehalten. Aber mein Mann und ich haben beschlossen, das umzusetzen. Ich werde auch morgen früh, bevor die Müllabfuhr kommt, seine Aschenbecher lehren. Er hat versprochen, das regelmässig zu tun. Dann habe ich ihn gebeten, das auf das Geburtstagsfest meines Mannes zu tun... er hat es vergessen... Jetzt sind weitere 10 Tage vorbei und ich werde es selber machen. Die Mineralwasserflaschen habe ich selber in den Keller gestellt... - Ich möchte Frieden mit ihm.
Der ist wichtiger als die Türen. Die kann ich schliessen. - Und wer weiss, vielleicht bekomme ich die Gelegenheit ihn zu bitten - und er macht es freiwillig und gerne, weil er es selber auch möchte und es sich zutraut/ zumutet.
Was meinst Du genau mit : "jetzt ist unsere Beziehung wieder sicher" und : "Ich traue unserer Beziehung: " ?
Ist es jetzt wieder sicher, dass Dein Sohn ein Pubertierender ist und Du die Mutter eines pubertierenden Sohnes? Welcher Beziehung vertraust Du da?
Ich kann deine Irritation gut nachvollziehen. Als mein Sohn im letzten August eingezogen ist, haben wir tiefe Veränderungen bei ihm festgestellt. Wir haben dann erste Konflikte gehabt, aber immer wieder Zeichen von Vertrauen von ihm bekommen. Im Dezember hatten wir wieder eine Krise - ich habe dann die Gefühle von "Überforderung" losgelassen - eigentlich vergeben - und wir fanden wieder zur Liebe zurück. Auf diese Art haben wir noch zwei, drei andere Konflikte gelöst. - So fühle ich, dass wir weiter gelernt haben, um noch einen weiteren Schritt zu einer konsequent liebevollen Beziehung machen können. (Bei einem dieser Konflikte hat mir Karin schon mal geholfen, mit der Formulierung "Wir helfen unserem Sohn, damit wir alle glücklich sind." und "Wir helfen unserem Sohn, damit er die Möglichkeit hat, sein Leben in Ordnung zu bringen.") - Die Beziehung hatte sich schon verändert, ist schon sicherer geworden, er kann sich nun in Sicherheit ablösen und auf eigenen Beinen stehen. Klar, werden wir sehen, was passiert. - Ich spürte heute Mittag plötzlich tiefes Vertrauen in unsere Beziehung. Wir haben nach seinem Einzug in ersten Ansätzen zu einer liebevollen Beziehung gefunden. Nach jeder Krise haben wir mehr Liebe gefunden, weil wir etwas losgelassen hatten. Nein, ich meine nicht, dass ich die Mutter eines Pubertierenden ist. Ich meine, dass er einen Teil der Pubertät nachholt. Er löst sich ab. - Das habe ich anerkannt durch den Prozess übers Wochenende. Und ich möchte ihn nicht kontrollieren, sondern Freiraum geben, ich liebe ihn ja. - Und das gibt Sicherheit, wenn ich mich an diese Liebe erinnere.
"Nachdem der erste Auszug von zu Hause so schwierig und von beiden Seiten her wirklich eine Notlösung war, ist jetzt die Situation so, dass er sich finden kann. - Er darf erleben, dass er als erwachsen akzeptiert ist, "
Ist das wirklich so? Wieder klingt Dein Beitrag: "gesunde Wut" für mich ganz anders.
Ja, diesen Beitrag habe ich aber vorgestern geschrieben. Dazwischen ist viel passiert, viele Gefühle, viel Groll, Wut, Verletzung habe ich akzeptiert und übergeben, losgelassen. Ich habe um Hilfe gebeten, alles in mir hat um Hilfe gebeten - und ich habe sehr viel Hilfe bekommen, z.B. von Karin. Am Schluss den Tipp mit den vier Wochen. Der hat mich sofort angesprochen, und ich habe ihn mit meinem Mann besprochen und der war von Herzen gern einverstanden. -
Ich kenne die Situationen, in denen die Enttäuschung und den Groll über das Verhalten des Sohnes sehr, sehr gut. Die Wut, die Enttäuschung. Dabei hatten wir doch gemeinsam neu angefangen. Dachte ich. Dabei habe ich nur die alte Mutter - Sohn Rolle neu belebt. Ihm gesagt oder zumindest gedacht, was er zu tun hat. Was ich von ihm erwarte. Ich kenne die Unfähigkeit, in diesen Situationen einfühlsam zu kommunizieren oder gar zu vergeben.
Das glaube ich dir. Nein, wir haben nicht neu angefangen. Mein Mann und ich und auch I. wir sind auf den Weg zurück gegangen, den wir im August begonnen haben zu gehen:
Wir möchten miteinander auskommen. Und wir lieben uns und möchten alle DREI miteinander auskommen. Wir sprechen nicht zum ersten Mal einfühlsam miteinander. - Es ist der Herzenswunsch von allen, einfühlsam zu kommunizieren. Alle werden wir ab und zu rückfällig. Es wird aber weniger und wenn wir rückfällig werden, hören wir schneller damit auf.
Wenn zwei miteinander rückfällig werden, wie I. und ich am Samstag, ziehen wir meinen Mann oft mit... - Weil aber irgend etwas in mir noch wusste, dass ich
das nicht möchte, habe ich hier im Forum geschrieben - und durfte Hilfe bekommen. Die beiden anderen machten noch so gerne mit. - Heute war mein Sohn richtig dankbar, dass ich ihm um halb 10 als er von einem Notfall von der Arbeit kam das Essen gekocht habe. Und ich habe es von Herzen gern für ihn gemacht. - .... *lach* - und er hat ganz freiwillig und selbständig die Abwaschmaschine eingeräumt... (und jetzt kommt etwas Trauer, weil ich diese Seite von ihm einfach nicht mehr gesehen habe... - auch das ist zu vergeben.)
Vielleicht möchtest Du es ja mal versuchen, denn so, wie Du es beschreibst, gibts da durchaus etwas zu tun, auch wenn Dir Dein Sohn momentan nur als Auslöser erscheint.
Du staunst vielleicht, aber ich mache so was ähnliches schon länger.
Es ist witzig, dass es auch bei Dir in diesem Verlauf dazu kommt, dass Dir ein alter Groll auf Deine Mutter bewusst wird. Das war auch bei mir so und hat dazu geführt, dass mein Verhältnis zu meiner Mutter sich sehr gewandelt hat.
Meine Mutter ist vor zwei Monaten gestorben. Wir hatten eine sehr liebevolle Beziehung. Und das Sterben war eine sehr bereichernde Erfahrung für mich - ein Geschenk. - Eigentlich hatte ich gemeint, die alten Geschichten seien vergeben. Aber da habe ich mir selber in die Tasche gelogen. Nun lasse ich weiter meinen Groll los. Es ist mir echt egal, woher er zu kommen scheint.
Du kannst dem Groll noch mehr auf den Grund gehen und auch noch die Großmutter und die Tante und die ganze Welt dafür verantwortlich machen. Das ändert alles nichts daran, dass Du Groll hegst. Und dass Du einfach wieder damit aufhören kannst.
Jetzt bin ich die, die irritiert ist. Mein einziges Ziel ist nur damit aufzuhören, nichts anderes. Und ich glaube nicht, dass ich jemanden für meinen Groll verantwortlich gemacht habe. Ich habe ihn nur (endlich) ehrlich anerkannt und zugegeben, dass ich ihn habe. Das ist ein wichtiger Schritt, um ihn loszulassen. Auf jeden Fall bei mir. Ich habe seit anfangs Monat eine Übung gemacht, bei der ich den Groll loslassen übte... und er wurde stärker und stärker, bis ich am Samstag erkannte WIE VIEL Groll ich hege. -
Willst Du wirklich weiter nach den Ursachen oder Auslösern für den Groll forschen?
Nochmals, ich bin irritiert, ich suche nicht nach den Ursachen des Grolls, sondern gebe mein Bestes achtsam zu sein, im Hier und Jetzt und wahrzunehmen, wenn ich Groll vor mir selber zu verstecken versuche. Gleichzeitig bin ich dabei zu lernen, dass lernen etwas sehr Beglückendes ist. Jetzt gerade das Lernen von liebevollem Umgang in meinen Beziehungen.
Ich kann dir nicht versprechen, dass ich jetzt nie mehr Groll fühlen werde. Ich lerne. Ich übe Vergebung. Ich habe keine Ahnung, was der weitere Weg bringen wird. - Ich weiss nur, dass er sich lohnt.
Alles Liebe maschka