Das verstehe ich nicht. Ich dachte, es ist alles schon festgeschrieben und passiert sowieso, weil es im Drehbuch steht. Ich kann nur alleine drauf schauen oder vergebend zusammen mit Jesus. Und ihr habt Zugang und eine Leine und könnt die Projektion, den Film verändern?
Das, was ich sehe, sehen will, ändert sich.
Gestern sah ich eine Doku über Reinhard Heydrich. Warum ich mir das manchmal antue, war mir lange schleierhaft. Ich scheue vor diesen Sendungen zurück wie vor einem blanken Stromkabel.
Die Sicht änderte sich mir einer winzigen Frage: "Wonach hat der gesucht?" Die Antwort lautete: "Nach demselben wie ich." Er suchte nach Frieden, Glück, Liebe. Er wähnte diese Dinge an einem höchst seltsamen Ort, aber letztendlich war diese Suche seine Motivation.
Die klitzekleine Frage nach dem, was dieser Mann gesucht hat, ändert die Sicht auf einen der brutalsten Vollstrecker, die unser Drehbuch jemals auf die Bühne geschickt hat. An diesem Drehbuch hat sich nichts geändert, ich hingegen fühle und fühle mich ganz anders.
Diese kleinen Fragen, auch und vor allem in ganz dunklen Momenten gestellt, sind für mich der Zugang und die Leine.