Ich versuche mal eine Antwort. Durchaus können Praktiken angewandt werden, die mir helfen, ruhig zu SEIN. Es klingt seltsam, doch ich kenne Menschen (meistens Männer
), die sind tatsächlich mit ganz lauter heavy metal Musik ruhig. Und so mag es (zum Beispiel mir) helfen, mich ruhig einige Zeit - morgens und abends, wenn Worte nur mehr Erinnerung sind
- an einen ruhigen, weltlichen Ort hinzusetzen. Zazen. Es sind die Zeiten, in denen ich auch übe, die "anderen" Zeiten, in denen ich mitten im Alltag bin, genauso zu sehen: alles ist eine Prozession von dem, was "meine Welt" zu sein scheint. (Abgesehen davon, dass ich mich da selber sabotiere und mich NICHT morgens und abends ruhig hinsetze, OBWOHL ich weiß, wie gut es mir tut....
)
Das "Geheimnis" scheint mir darin zu liegen, wie Jörg es für mich gut ausdrückte - es fließen zu lassen. Entweder läuft da eine seltsame Prozession vorbei, oder es kommt nur ab und zu ein seltsamer Geselle vorbei....und NICHT an der Prozession ordentlich und leidenschaftlich aktiv beteiligt zu sein, bzw. wenn ich das merke, wieder auszusteigen. Geist leermachen klingt sehr nach a la: ich muss selber was tun, damit die Gedanken weggehen oder ich muss sie ausmerzen, ich will das nicht haben, wieso so viele miese Gedanken, ist ja nicht zum aushalten, Mist, schon wieder bin ich in den Grübeltopf gefallen.
Mir gehts immer dann schlecht, wenn ich diese Gedanken glaube und mich mit ihnen identifiziere und plötzlich ganze Drehbücher entstehen. Wobei dann ja auch welche dabei sind, die ich nicht glaube und die schönen will ich aber behalten usw.
Ich möchte erwähnen, dass ich schon Zenmeister gelesen habe, die dasselbe wie der Kurs sagen: also nicht, versuche deinen Geist leer zu machen, sondern: spring nicht auf den Zug auf und wenn, spring wieder ab. Adyashanti zum Beispiel. Bei dem frag ich mich manchmal: gehört der nicht eher in die Kurstradition? Es sind mehr so Worte, die westliche Übersetzer von "alten" Zenmeistern gedeutet haben.
Möglicherweise ist da aber auch alles Mist, was ich geschrieben habe. Ich gebe es Jesus, dass ich halt immer wieder in die abstrusesten Geschichten einsteige.
Die Macht des Geistes kann einen schon einschüchtern (wenn ich das zulasse) - aber ich lerne auch, dass ich die Wahl habe und die Prozession vorbeiziehen lassen kann und dann gehts mir gut. Ja, auch ganz "private" Dinge, wie zum Beispiel die Besorgnis: wie wird die Krankheit eines geliebten Menschen ausgehen usw. Da kommt - bei mir - immer gleich das Ego angeschlichen und flüstert: du kannst doch nicht sorglos sein, wenn der so krank ist! Du willst ja nur verdrängen. Der hat es so schwer, und du sitzt hier und fühlst dich innerlich wohl! Du bist das schlechteste, grausamste und kälteste Wesen, dass es gibt, verantwortungslos, gemein und und und.
Ja, und dann kann ich mich ordentlich sorgen, dem Kranken auf die Nerven fallen mit meinen Bemutterungsattitüden und mich mega wichtig fühlen, bis es dann umschlägt und ich mich ausgebrannt fühle - auf jeden Fall wichtig. Ja, das Egodenksystem hält den Geist auf die Art gefesselt. Nicht frei.