Beiträge zu den Hinweisen auf Nicht-Vergebung
Verfasst: 25. Jun 2015, 15:17
Talk von K. Wapnik zur Vergebung zum Zerstören (Ego Right Mind, Ego Version von Vergebung).
Michael
In möchte an dieser Stelle nochmals auf meinen Beitrag zu den Ego/HG - Tools hinweisen.K.Wapnick hat geschrieben:
Obwohl der Ausdruck, Vergebung-zum-Zerstören nicht in EKIW erscheint, wird diese falsche Art der Vergebung im Textbuch (Seite 642, 4.1) sowohl als auch im Übungsbuch (S. 227, 3.1-5 & S. 228, 6.1-5) bereits erwähnt.
Die falsche Art zu vergeben, wird dort manchmal umschrieben, ohne jedoch den Ausdruck "Vergebung-zum-Zerstören" zu verwenden. Im "Lied des Gebets" jedoch, wird der Ausdruck Vergebung-zum-Zerstören benutzt. Dieser Ausdruck ist einer der Untertitel in der gut 20-seitigen Schrift.
Vergebung-zum-Zerstören ist die Ego-Version von Vergebung. Es geht dabei stets darum, den Fehler des Getrennt-seins (von Gott und von einander), als wirklich erscheinen zu lassen. Was wir tun, wenn wir aus Ego-Sicht vergeben, ist, dass wir die "Tatsache" hervorheben und sogar verstärken, dass ich und die andere Person unterschiedlich sind, und getrennt von einander (was unsere fünf Sinne uns fälschlich auch glauben lassen).
Diese Art der Vergebung nimmt die Form an, die wir oft im traditionellen Christentum finden, nämlich, dass du ein elender Sünder bist und, dass ich, in meiner Herzensgüte und der Heiligkeit meines Wesens, dir vergebe. Ich bin anders als du (obwohl wir in Wirklichkeit alle Geist in Gottes Geist sind); ich bin heiliger als du, und ich habe die Macht, dir zu vergeben.
In der katholischen Kirche führte diese Überzeugung zum Sakrament (d.h., zum religiösen Geheimnis) der Busse und der Beichte. Man ging zum Priester, der die Macht hatte, zu vergeben, doch es gab eine klare Abgrenzung zwischen der Rolle des Priesters und der Rolle des Büssers. Der Priester war Gottes oder Jesu' auserwählter Gesandter, und dem armen, sündigen Büsser musste vergeben werden.
Der grundlegende Ego-Gedanke, dass wir getrennt und unterschiedlich von einander sind, wird durch diese Art von Vergebung noch verstärkt. Das jedoch ist nicht wahre Vergebung, weil der Fehler dadurch nur verstärkt wird. (Der Fehler ist, zu glauben, wir seien alle unterschiedlich, weil für jeden die Wahrheit eine andere sei. Dies besagt das erste (Ego-)Gesetz des Chaos, beschrieben in EKIW auf T.S. 491, 2.1-2)
Die Überzeugung, dass wir (geistig) getrennt sind und unterschiedlich von einander, ist nicht wahre Vergebung. Diese Vergebung-zum-Zerstören macht den Fehler nicht ungeschehen, sondern die falsche Vergebung macht den Fehler noch wirklicher.
Die Vergebung-zum-Zerstören verstärkt die (unterbewussten) Schuldgefühle, indem die Person, die sagt, sie sei vergebend, eigentlich den ursprünglichen Fehler wiederholt, den Fehler nämlich, unser Getrennt-sein und die Unterschiede zwischen uns, wirklich zu machen. Dies beurteilt das Ego als Sünde. (Mit Sünde ist in EKIW immer das Getrennt-sein-wollen gemeint.) Diese Sünde soll angeblich und ironischerweise, durch die falsche Vergebung vergeben werden.
Doch diese Denkweise macht Sünde (d.h. den Glauben, alles sei von allem getrennt) im Vergebenden zu einer Wirklichkeit. Und das führt im Vergebenden unwillkürlich zu Schuldgefühlen. (Denn auf den Glauben, gesündigt zu haben, folgt stets der Glaube, schuldig zu sein. Und auf diese Schuld folgt unweigerlich die Angst, von Gott bestraft zu werden für die angeblich begangene Sünde.)
Schuld wird stets (ins Unterbewusstsein) verdrängt, worauf sie (irgendwann später) projiziert wird. (Durch Projektion taucht meine Schuld in meiner Aussenwelt auf. Oder ich erlebe meine Schuld als Krankheit in meinem Körper, immer der falschen Überzeugung entsprechend: "Du bist der Schuldige, nicht ich". Das ist jedoch die Projektion meiner eigenen Schuld.) Diese Denkweise führt dazu, dass man immer wieder angreift.
EKIW nennt dieses Phänomen, den Schuld-und-Angriffs-Kreislauf, d.h., je schuldiger ich mich fühle, desto grösser ist mein Bedürfnis, meine Schuld in der Aussenwelt zu sehen. Ich projiziere (projizieren heisst, nach aussen werfen) meine eigene Schuld stets in der unangebrachten und magischen Hoffnung, diese Schuld los zu werden. Dadurch betrachte ich jemanden als schuldig (weil er mir als schuldiger Mensch erscheint). Diese Denkweise ist stets ein Angriff von mir auf mich, sagt EKIW.
Mein Angriff verstärkt jedoch meine eigene Schuld. Dadurch sind wir in einem Teufelskreis gefangen. Darum geht es in der Vergebung-zum-Zerstören stets. (D.h., es geht um Trennung, d.h., eigentlich geht es stets darum, getrennt sein zu wollen. Schuld > Angriff > noch mehr Trennung > noch mehr Schuld > noch mehr Angriff usw.; das ist der Teufelskreis.)
Oder anders ausgedrückt: Durch die Vergebung-zum-Zerstören wird angenommen, die Sünde (unser Getrennt-sein) sei wirklich. Deshalb gibt diese falsche Vergebung vor, die Sünde zu vergeben. Doch wie kann man etwas vergeben, das man zuvor als wirklich und als geschehen festgeschrieben hat? (Man kann es nicht!)
Vergebung-zum-Zerstören ist die Art von "Vergebung", die das Ego für angebracht hält. Diese falsche Vergebung wurde von der Menschheit stets wohlwollend betrachtet.
Vergebung-zum-Zerstören ist z.B. das, was die Anti-Diffamierungs-Liga (ADL) über den Holocaust sagt. (ADL ist eine amerikanische Organisation, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt.) Diese jüdische Organisation vertritt die Ansicht: "Wir werden vergeben, aber nie vergessen". Anders ausgedrückt, sagt die ADL: "Ihr, die Übeltäter, die Nazis sowie alle, die die Nazis zu unterstützen schienen, taten etwas grauenhaft Schreckliches. Wir werden es vergeben, doch werden wir nie vergessen, was ihr getan habt".
Ich (Ken Wapnick) erinnere mich, damit aufgewachsen zu sein, denn ich wuchs in einem jüdischen Haushalt auf. "Wir werden vergeben, aber nie vergessen", war die Parole aller Juden. Doch das ist nicht wahre Vergebung.
Alles was die Vergebung-zum-Zerstören bewirkt, ist, dass sie die (unterbewusste) Schuld (über das Getrennt-sein) verstärkt. Und wenn Schuld vorhanden ist, wird sie immer (früher oder später) in die Aussenwelt projiziert, (d.h., Schuldige tauchen auf, die wir verurteilen wollen). Dann wirst du anderen genau das antun, wovon du meinst, es sei dir angetan worden. Das ist im Grossen (für Völker) genau so wahr, wie (im Kleinen) für jeden Einzelnen.
Somit passt die Vergebung-zum-Zerstören perfekt zum Ego-Denken. Im Textbuch gibt es folgende Zeile, "Alle Abwehrmechanismen bewirken genau das (mit "das" und "was", ist Schuld gemeint), was sie abwehren sollten". (T.S. 359, 7.1)
Eine Abwehr sollte uns eigentlich schützen, in diesem Fall vor Schuld. Doch die Abwehr ("Ich bin der Gute und du der elende Sünder, dem ich jedoch grossherzig vergebe"), verstärkt die Schuld, (weil ich so eindeutig aufgezeigt habe, dass ein grosser Unterschied zwischen mir, dem armen Opfer und (dir, dem üblen) Täter besteht).
Wir alle, gehen immer wieder im Teufelskreis herum, indem wir das Ego-Denken verstärken, (denn durch unser Getrennt-sein-wollen, fühlen wir uns unterbewusst schuldig. Und weil ich mich unterbewusst schuldig fühle, will ich die Schuld in jemand anderem sehen, den ich aufgrund der Projektion, kritisiere, d.h., angreife,) worauf ich versuche, den schrecklichen Konsequenzen des Ego-Denkens zu entgehen.
Dies bedeutet, dass wir versuchen, der (eingebildeten) Bestrafung (durch Gott) zu entgehen, indem wir jemanden finden, den wir als den Übeltäter bezeichnen können. Dies geschieht kollektiv, sowohl als auch individuell. Kollektiv z.B., indem wir urteilen über eine Rasse, über eine politische Einheit, über eine nationale oder eine religiöse Gruppe.
Wenn wir versuchen, dies in einem religiösen oder spirituellen Rahmen zu tun (nämlich, den Übeltäter ausserhalb von uns zu finden), würde es so aussehen, als ob wir die Guten wären und die Anderen die Bösen. Doch das wird niemals funktionieren. Nur das Ego, das kleine Ich, glaubt fälschlich, diese Art der "Vergebung" werde funktionieren.
Michael