"Meine Mutter hat Alzheimer.
Das ist eine Krankheit.
D.h. man darf ihr nicht böse sein, wenn sie was Ungehöriges sagt."
So hätte ich es früher gesagt und auch gedacht.
Jetzt sage ich das nicht mehr so, die Gedanken sind aber noch nicht aus mir verbannt.
Ich sage jetzt:
"Meine Mutter hat Alzheimer.
Das ist völlig normal. Es zeigt nur das Chaos, die Widersprüchlichkeit und Unwirklichkeit dieser unserer Welt getrennt von Gott viel deutlicher."
Auch was ich dabei denke und wie ich reagiere, ist für unsere Welt völlig normal:
Ich bin immer wieder verunsichert, zieh' mich vor ihr zurück, will das ausblenden und mache mir doch große Sorgen.
Sorgen um sie, dass ihr was zustößt, wenn sie nun wieder in ihre Wohnung allein heimkommt, dass sie wieder Angst haben wird, dass sie in hilflose Situationen gerät.
(Sie war einige Wochen in einem Pflegeheim, will aber unbedingt wieder in ihre Wohnung. Sie bekam auch zu wenig Pflegegeld zugesprochen, daß sie das Pflegeheim auf Dauer nehmen würde.)
Sorgen um meinen Bruder, der in ihrer Stadt lebt und sich nun um sie kümmert, indem er Pflegedienste organisiert und sie abends immer besuchen wird, um mit ihr zu üben, wie sie über die Gegensprechanlage die Haustür öffnen kann, wie man den Wasserhahn aufdreht und wieder zudreht, wie man telefoniert. Wie steht er das durch ? Wird er auch Erfolgserlebnisse haben ?
Gott sei Dank weiß ich, ich kann mich mit dem HEILIGEN GEIST verbinden, bekomme dann ein Gespür für die Wahrheit und weiß dann, dass das alles nicht wahr ist.
Ich kann dann in Frieden an sie denken, ich kann mich öffnen für den HEILSPLAN GOTTES, IHM alles überantworten, und die Sorgen schwinden und Leichtigkeit breitet sich aus.
Irgendwann schleicht sich Wehmut an und ich glaube wieder in die Wirklichkeit der Tragödie, aber ich bin bei weitem nicht so verschreckt wie ich es ohne den Kurs wäre.
Danke für den HEILSPLAN, den IHR mir anbietet, LIEBER GOTT und LIEBE MUTTI.
Denken über Alzheimer
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Re: Denken über Alzheimer
Lieber Otmar,
herzlichen Dank, dass Du uns, mich, hast noch mal an dem Thema teilhaben lassen. Ja, auch meine Mutter spiegelt den gesamten Wahnsinn in diesem angstbesetzten Traum. Sie lebt auf der Station mit weiteren 29 Alzheimerdemenz-Kranken zusammen, welche sich immer wieder mal zu einem "Höllenchor" mit weinen, jammern, schreien, beten, usw. zusammenfinden.
Das alles tragen wir also in unserem Geist, sonst würden wir es nicht wahrnehmen.
In diesem Lärm, der durch die erhebliche, wenn auch nicht direkt hörbare Aggression des Pflegepersonals erweitert wird, empfinde ich es oft als unmöglich, einen Schritt zurückzutreten, um es dem Heiligen Geist zu übergeben.
Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich in aller Deutlichkeit erfahren musste, dass das ganze System ein vollkommen starres Konstrukt aus Gesetzen und Vorgaben ist, in welches sich Betreuer, wie die zu Betreuenden einzufügen haben. Ansonsten werden sie eingefügt. Also muss der alte und kranke Mensch sich dem System anpassen und nicht das System sich den Bedürfnissen der alten Menschen.
Da kocht mal ganz schnell bei mir als (ehemaliger) helfersyndromsgeplagter Revoluzzer (Alten -und Psychiatriepfleger) eine heillose(?) Wut hoch!
Wenn ich dann immer wieder mal vergesse, dass ich Gottes Sohn bin, oder mir nicht vergegenwärtige, dass ich nicht weiß, wie ich darauf schauen soll, dann tut's gewaltig weh!
Und wieder ist Geduld gefragt, Geduld mit mir selbst, und in der Tat, es ist so, wie Du es auch beschrieben hast, langsam gelingt es mehr und mehr sich zu erinnern, zurückzutreten und es dann doch noch dem Heiligen Geist zu übergeben, auch wenn es - zeitlich gesehen - erst nach dem Besuch stattfindet.
Also, sei nochmals herzlich bedankt, dass Du mir geholfen hast, mich zu erinnern...
RealSpirit
herzlichen Dank, dass Du uns, mich, hast noch mal an dem Thema teilhaben lassen. Ja, auch meine Mutter spiegelt den gesamten Wahnsinn in diesem angstbesetzten Traum. Sie lebt auf der Station mit weiteren 29 Alzheimerdemenz-Kranken zusammen, welche sich immer wieder mal zu einem "Höllenchor" mit weinen, jammern, schreien, beten, usw. zusammenfinden.
Das alles tragen wir also in unserem Geist, sonst würden wir es nicht wahrnehmen.
In diesem Lärm, der durch die erhebliche, wenn auch nicht direkt hörbare Aggression des Pflegepersonals erweitert wird, empfinde ich es oft als unmöglich, einen Schritt zurückzutreten, um es dem Heiligen Geist zu übergeben.
Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich in aller Deutlichkeit erfahren musste, dass das ganze System ein vollkommen starres Konstrukt aus Gesetzen und Vorgaben ist, in welches sich Betreuer, wie die zu Betreuenden einzufügen haben. Ansonsten werden sie eingefügt. Also muss der alte und kranke Mensch sich dem System anpassen und nicht das System sich den Bedürfnissen der alten Menschen.
Da kocht mal ganz schnell bei mir als (ehemaliger) helfersyndromsgeplagter Revoluzzer (Alten -und Psychiatriepfleger) eine heillose(?) Wut hoch!
Wenn ich dann immer wieder mal vergesse, dass ich Gottes Sohn bin, oder mir nicht vergegenwärtige, dass ich nicht weiß, wie ich darauf schauen soll, dann tut's gewaltig weh!
Und wieder ist Geduld gefragt, Geduld mit mir selbst, und in der Tat, es ist so, wie Du es auch beschrieben hast, langsam gelingt es mehr und mehr sich zu erinnern, zurückzutreten und es dann doch noch dem Heiligen Geist zu übergeben, auch wenn es - zeitlich gesehen - erst nach dem Besuch stattfindet.
Also, sei nochmals herzlich bedankt, dass Du mir geholfen hast, mich zu erinnern...
RealSpirit
Ich will diesen Augenblick still sein und nach Hause gehen.
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Re: Denken über Alzheimer
Auch meine Mutter lebt in einer Demenzabteilung, hat aber Altersdemenz, nicht Alzheimer.
Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich die beste Beziehung zu ihr seit ich mich erinnern kann. Sie strahlt viel Liebenswertes aus, freut sich, wenn ich vorbei gehe. Irgendwie fühle ich die Verbundenheit viel mehr. Sie ist oft sehr verwirrt, äussert aber ihre Gefühle viel authentischer als früher ohne Demenz, als alles "so sein musste, wie sie es mit dem Verstand entschied".
Ich geniesse die grössere Nähe, die ich jetzt zu ihr haben kann als früher. Die Beziehung zu ihr erlebe ich als viel "ehrlicher" und ohne Stress, viel friedlicher.
Es ist auch sehr schön mit ihr zusammen zu kochen. Sie rührt dann und ich schnipple das Gemüse. - Solche Momente geniesse ich sehr.
Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich die beste Beziehung zu ihr seit ich mich erinnern kann. Sie strahlt viel Liebenswertes aus, freut sich, wenn ich vorbei gehe. Irgendwie fühle ich die Verbundenheit viel mehr. Sie ist oft sehr verwirrt, äussert aber ihre Gefühle viel authentischer als früher ohne Demenz, als alles "so sein musste, wie sie es mit dem Verstand entschied".
Ich geniesse die grössere Nähe, die ich jetzt zu ihr haben kann als früher. Die Beziehung zu ihr erlebe ich als viel "ehrlicher" und ohne Stress, viel friedlicher.
Es ist auch sehr schön mit ihr zusammen zu kochen. Sie rührt dann und ich schnipple das Gemüse. - Solche Momente geniesse ich sehr.
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Re: Denken über Alzheimer
Mein Vater war relativ stark dement in den letzten Monaten vor seinem Tod. In Momenten, in denen ihm einfiel, was er alles mal konnte, in denen er sich aufbäumte gegen die Demenz ... da konnte er ganz schön wütend werden, verzweifelt wirken und auch in mir höchst unangenehme Gefühle auslösen. Je mehr er aber seine Situation akzeptierte, desto friedlicher, liebevoller, wärmer wurde er. Er konnte einfach da sitzen, seine Frau beobachten, lächeln. Er war dann das Abbild eines glücklichen Menschen. Eines Menschen, der vergessen hatte, was sowieso nie war.