Kapitel 4 - Die Gesetze des Geistes
So wie in der physischen Welt die physischen Gesetze wirken, ob man diese nun kennt oder nicht, so wirken für einen Geist die Gesetze des Geistes, ob er darüber Bescheid weiß oder nicht. Eine Kenntnis der jeweiligen Gesetze verschafft uns die Möglichkeit, diese für uns konstruktiv zu nützen und sie bewusst anzuwenden.
Sehen wir uns doch nur an, welche "Wunder" wir bisher in der physischen Welt vollbringen konnten, nur weil wir die jeweils geltenden Gesetze kennengelernt und sie in die Praxis umgesetzt haben.
Welch unvorstellbare Wunder werden erst möglich, wenn wir in Erfahrung bringen, dass wir kein Körper sind sondern Geist? Dass wir deshalb nach geistigen Gesetzen funktionieren und unsere Vorstellung, dass wir Körper wären, die in einer physischen Welt leben, nur eine Einbildung ist?
Dies ist die Information, die uns Ein Kurs in Wundern bringt. Sie verändert praktisch alles. Unsere Annahme, wir würden nach physischen Gesetzen funktionieren, hat verhindert, dass die letzten Fragen der Menschheit jemals auch nur annähernd befriedigend beantwortet werden konnten:
Was sind wir? - Woher kommen wir? - Wohin gehen wir?
Und solange diese fundamentalen Fragen unbeantwortet bleiben, wissen wir eigentlich gar nichts.
Das ist der Grund, warum trotz scheinbar großer Fortschritte in vielen Bereichen der physischen Welt die wesentlichsten Bedürfnisse der Menschheit eine Utopie bleiben müssen. Warum alle bisherigen Lösungsversuche die Probleme der Menschheit nicht gelöst haben sondern nur weitere Probleme erzeugt haben:
Denn der Mensch hat seine Quelle vergessen und damit hat er praktisch alles vergessen, was seine Fragen beantworten und seine Bedürfnisse hätte erfüllen können.
Deshalb läutet der Kurs das große Erinnern wieder ein:
Wir werden erinnert, dass GOTT unsere QUELLE ist. Dass ER Geist ist.
Dass wir sind wie ER. Dass wir niemals getrennt von IHM sein können.
Wenn wir jedoch glauben, getrennt von IHM sein zu können, anders sein zu können als ER, dann haben wir uns nur geirrt. Es kann auf keinen Fall wahr sein und kann auch niemals wahr werden.
Wir müssen nach wie vor so sein, wie ER uns erschaffen hat.
Wir müssen nach wie vor Geist sein, und als Geist sind und bleiben wir für immer in SEINEM GEIST.
Damit bietet uns der Kurs die Antwort auf alle unsere Fragen, die Lösung für alle unsere Probleme:
Denn wenn wir uns wieder erinnern, dass wir Geist sind, können wir aktiv damit beginnen, die Gesetze des Geistes zu erforschen und sie zu unserem eigenen - und zum Besten aller - nutzen.
Mit der Vergebung im Sinne von Ein Kurs in Wundern werden wir auf ganz praktische Weise mit den Gesetzen des Geistes vertraut gemacht:
Das erste und wichtigste - gleichzeitig das für einen sich getrennt erlebenden Geist am schwierigsten zu erfassende - ist, dass der Geist EINS ist, nicht zwei.
Dass er EINS ist, ohne Gegenteil. Dass er non-dual ist, nicht dual:
Ich bin reiner GEIST - nicht Geist und Körper.
Ich bin LIEBE - nicht Liebe und Angst.
Ich bin LICHT - nicht Licht und Dunkelheit.
Ich bin FRIEDEN - nicht Frieden und Konflikt.
Ich bin FREUDE - nicht Freude und Leid.
Ich bin LEBEN - nicht Leben und Tod.
Ich bin HIMMEL - nicht Himmel und Erde.
Aus diesem ersten Gesetz folgen alle weiteren - denn in diesem ersten Gesetz sind alle anderen enthalten, da keines der Gesetze des Geistes einem anderen widerspricht.
Dies bedeutet in der Praxis, dass ein Geist in Wahrheit niemals Widersprüche erleben kann. Dies würde ihn buchstäblich zerreißen. Und genau das erlebt er, wenn er zum EINEN ein Zweites haben möchte, also wenn er "etwas anderes" in sein EINSSEIN einbringen möchte: Er erlebt sich als gespalten. Denn, da er immer noch Geist ist, erfüllt sich sein Wunsch - wie wahnsinnig dieser auch immer sein mag - scheinbar unmittelbar für ihn. Aber nur scheinbar! Denn natürlich kann so ein Wunsch niemals Wirklichkeit werden.
Es ergeht diesem Geist in etwa so, wie es uns in der Welt ergeht, wenn wir schlafen und träumen: Der Träumer erlebt sich als Figur in seinem Traum und als diese fühlt er sich den Geschehnissen im Traum ausgeliefert. Tatsächlich bleibt er jedoch davon völlig unberührt. Dies bemerkt er aber erst, wenn er erwacht, und sieht, dass nichts davon wirklich geschehen ist.
Wahre Vergebung ist in diesem Sinne eine Erinnerung daran, dass alles, was wir in dieser Welt, in diesem Leben zu erleben meinen, nur ein Traum ist: Dass wir nur davon träumen können, Geist und Körper zu sein, Liebe und Angst zu empfinden, Licht und Dunkelheit als gleichwertig - einander abwechselnd - zu erleben, sowohl Frieden als auch Konflikt zu erleben, ebenso wie Freude und Leid und Leben und Tod. Deshalb kann sich auch ein "Himmel auf Erden" sehr schnell in einen Alptraum bzw. eine Hölle verwandeln.
Wahre Vergebung ist also die Hilfe, die ein Geist erbeten hat, um sich wieder daran erinnern zu lernen, wie er tatsächlich funktioniert - als Geist, nicht als Körper. Sie hilft ihm dabei, seinem Denken wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn er ist sich überhaupt nicht bewusst darüber, dass alles, was er hier zu erleben scheint, nur die Folge einer winzig kleinen Wahnidee ist, nämlich seines Wunsches, getrennt und besonders zu sein.
Und dieser Wunsch erfüllt sich unmittelbar. Denn so funktioniert ein Geist: Was er will, geschieht - unmittelbar, ohne Verzögerung. Nun ist er ein Körper und unterliegt allen Gesetzen, denen Körper unterliegen. Seine geistige Herkunft ist vergessen und damit auch die geistigen Gesetze, die natürlich trotzdem nach wie vor für ihn gelten. Als Körper muss er um sein Überleben kämpfen, kann verletzt und getötet werden, hat viele Bedürfnisse, von denen er glaubt, dass die Welt sie erfüllen müsste.
Nichts davon ist tatsächlich der Fall. Doch die Gesetze des Geistes wirken auch, wenn der Geist nichts davon weiß und sich in Träumen verloren hat: Er hat seinen Wunsch, getrennt zu sein, noch nicht widerrufen. Deshalb ist er nach wie vor in Kraft.
Erst wenn der Wunsch nach einem Ausweg, einer Erlösung aus dem Traum sich in diesem Geist regt, beginnt er damit, die Gesetze des Geistes wieder zu seinem Besten zu nützen. Und so kann der Ausweg - die Erlösung – ihm gezeigt werden. Tatsächlich ist sie damit bereits vollbracht.
Die kleine Weile, die er noch in seinem Traum verbringt, ist nun eine Zeit der Freude. Er beginnt allmählich zu begreifen, dass alles im Kurs nur an den Geist gerichtet ist, der er ist - und dass nichts davon mit dem Körper zu tun hat.
Damit bekommt z.B. die Tatsache, dass Geben und Empfangen EINS sind, eine völlig andere Bedeutung. Denn es geht dabei um geistige Gaben, nicht um Physisches. So kann er erleben, dass Geben tatsächlich Empfangen IST.
Ebenso wird ihm klar, dass für einen Geist Haben und Sein EINS sind. Denn er kann z.B. nicht Frieden haben, wenn er nicht in Frieden ist.
Das Universum von Zeit und Raum ist für ihn nicht länger sein Zuhause. Er lebt nun in der wirklichen Welt. Seine Ausflüge in Zeit und Raum haben nur mehr einen Zweck: Er folgt dabei dem Ruf seiner Brüder, die den Glauben, Körper zu sein, mit seiner Hilfe endlich abstreifen wollen.
So wandelt sich der Traum, den dieser Geist träumt, allmählich in einen glücklichen Traum. Der angsterfüllte Schüler des Ego, das ihn lehren wollte, dass er Körper ist, wird zum glücklichen Schüler des HEILIGEN GEISTES, auf DESSEN STIMME er solange hört, bis sie zu seiner eigenen wird.
Damit hat er schließlich begriffen, was das erste Gesetz des Geistes - dass der Geist EINS ist - wirklich bedeutet:
Es gibt keine Trennung! Die Schöpfung GOTTES ist EINS.
Kapitel 6 - Die älteren Brüder
So wie das Konzept der "unwichtigen Dinge"*) dem erwachenden Geist dabei hilft, den Illusionen immer mehr ihre Wichtigkeit zu entziehen, so dient das Konzept der "älteren Brüder" dazu, die Illusion des Alleinseins und des "Selber-Machen-Müssens" allmählich aufzugeben.
Doch bevor wir näher darauf eingehen, wollen wir uns daran erinnern, dass alle Konzepte inklusive der Vergebung und der Erlösung selbst nur Hilfsmittel sind, die deiner Befreiung dienen, solange du dich in Illusionen gefangen glaubst, solange du denkst, es gäbe noch etwas anderes als dich – als den EINEN Geist, EINS mit aller Schöpfung in Ewigkeit.
In Wahrheit bist du frei.
Nichts konnte oder kann dir jemals deine Freiheit nehmen.
In Wahrheit bist du EINS.
Nichts konnte oder kann dies jemals verändern.
Solange du jedoch die Wahrheit noch nicht ganz annehmen kannst, können Konzepte hilfreich sein, die dir ermöglichen, Erfahrungen zu machen, die nicht deine Illusionen bestätigen, sondern auf die Wahrheit hinweisen – Erfahrungen, die nicht länger deine Träume bestätigen, sondern dich zum Erwachen führen.
Im vorigen Kapitel haben wir den erwachenden Geist mit einem menschlichen Baby verglichen, das lernt, mit der Welt und mit seinem Körper zurecht zu kommen. Und so wie ein Baby eine schützende Umgebung braucht, um sich gut entwickeln zu können, so braucht der erwachende Geist eine Umgebung, die ihn in seinem Geist-Sein bestärkt und ihn nicht als Körper sieht.**)
Diese Umgebung ist das, was wir hier "die älteren Brüder" nennen. Sie wissen bereits, dass sie der GOTTESSOHN sind und von ihnen lernt der erwachende Geist, dass er so ist wie sie – wie auch ein menschliches Baby erst von seiner Umgebung lernt, dass es ein Mensch ist.***)
Allerdings verläuft der Lernprozess für ein erwachendes GOTTESKIND genau umgekehrt wie das Erwachsenwerden bei Menschenkindern: Während Menschenkinder im Laufe ihrer Entwicklung immer selbständiger, eigenständiger und unabhängiger von ihrer Umgebung werden sollen, lernt ein GOTTESKIND, mit seiner Umgebung eins zu sein.
Während ein Menschenkind sich bei seiner Geburt bereits von seiner Mutter und später von seinen Eltern und Geschwistern trennt, um ein eigenes Leben zu führen, lernt ein GOTTESKIND, dass es sich niemals von seinem VATER trennen kann.
Und seine älteren Brüder unterstützen es bei diesem Lernprozess, indem sie seine Aufmerksamkeit weg von den "unwichtigen Dingen"*) der Welt auf den Frieden, die Freude und das Glück lenken, die sie erleben, wenn sie ihre eigene Sicht und ihre eigenen Überzeugungen aufgeben und sich stattdessen der Schau ihrer älteren Brüder anschließen.
Der erwachende GOTTESSOHN erlebt auf diese Weise eine wachsende Bereitschaft, seine eigenen unglücklichen Träume vom Alleinsein zugunsten des glücklichen Traums der Gemeinschaft mit seinen Brüdern aufzugeben.
Sah er sich vorher allein einem übermächtigen Schicksal ausgeliefert, erfährt er nun, dass er – gemeinsam mit all seinen Brüdern – auf ewig in vollkommener Sicherheit im allmächtigen Geiste SEINES VATERS ruht.
So lernt er von den älteren Brüdern, dass er immer im Irrtum ist, wenn er sich allein und hilflos fühlt. Er bemerkt nur gerade nicht, dass seine Brüder um ihn sind und es immer waren, so wie er immer für seine jüngeren Brüder da sein wird, wenn er sich seinen älteren Brüdern angeschlossen hat – gleichgültig, ob die Kleinen ihn nun bemerken oder nicht.
Jesus hat diese SOHNSCHAFT=Bruderschaft begründet, indem er als erster den Traum der Trennung, der Schuld und des Todes als Traum durchschaute, ihn überwand und dadurch zu seiner WIRKLICHKEIT erwachte. Und jeder, der es ihm gleichtut, erlebt zum ersten Mal bewusst, dass er immer schon Teil der SOHNSCHAFT war. Seine eigenen Gedanken hatten ihn nur einschlafen und vergessen lassen, was in alle Ewigkeit seine WIRKLICHKEIT ist:
Ich bin frei und EINS mit der ganzen Schöpfung GOTTES in Ewigkeit.
Und nichts außerhalb der Schöpfung GOTTES existiert.
Mit dieser Erkenntnis ist die Erlösung für die ganze SOHNSCHAFT vollbracht, die SÜHNE vollendet und die EINHEIT des VATERS und des SOHNES wieder erkannt.
*) Siehe Kapitel 5
**) Der folgende Text beschreibt anschaulich die Funktion der "älteren Brüder": Die Sandkiste (https://www.wunderkommunikation.de/nonduale-texte/den-kurs-lernen-3/seite-4/)
***) Dieser Text beschreibt, wie es ist, wenn der Geist wieder erwacht: Wenn das Licht auftaucht... (https://www.wunderkommunikation.de/nonduale-texte/du-bist-das-licht/seite-9/)