Wahrnehmung und Vergebung

[Jalila]

Zur Zeit nehme ich vermehrt einen krassen Unterschied wahr im Umgang meiner Tochter mit ihren 2 Mädchen (3 und 5,5 J.). Ich meine wahrzunehmen, dass sie mit der Kleineren viiiiel freundlicher und liebevoller spricht als mit der Größeren, da empfinde ich den Umgangston viel rauer. Kann es sein, dass momentan meine (frühere) Eifersucht auf meine kleine Schwester auf diese Weise in mir bearbeitet wird? Ich beobachte es und übergebe es an den HG, spüre auch den (alten?) Schmerz, aber nur ganz sanft im Untergrund. Bis jetzt habe ich nichts zu ihr gesagt, eher versuche ich, alle abzulenken von dem Drama, und es ist oft erstaunlich rasch wieder vorbei. 

[Johannes]

Zur Zeit nehme ich vermehrt einen krassen Unterschied wahr im Umgang meiner Tochter mit ihren 2 Mädchen (3 und 5,5 J.).

Dies wäre eine Antwort für einen Kursschüler, der noch nicht gelernt hat, einfühlsam zu kommunizieren:
Es ist ein Teufelskreis, wenn wir darauf einsteigen, was unsere Wahrnehmung uns zeigt.
Wir glauben dann natürlich, dass wahr ist, was wir sehen.
Ist es aber nicht...
Und die Wirklichkeit haben wir dadurch aus den Augen verloren.

Kann es sein, dass momentan meine (frühere) Eifersucht auf meine kleine Schwester auf diese Weise in mir bearbeitet wird?

Was du wahrnimmst, ist nicht wahr. Das ist alles, was es zu "bearbeiten" gibt...

Ich beobachte es und übergebe es an den HG, spüre auch den (alten?) Schmerz, aber nur ganz sanft im Untergrund.

Alles, was du wirklich dem HG übergibst, ist nicht mehr da.

Bis jetzt habe ich nichts zu ihr gesagt, eher versuche ich, alle abzulenken von dem Drama, und es ist oft erstaunlich rasch wieder vorbei.

Wie kannst du jemand von etwas ablenken, wenn es wirklich da ist?
Und wenn es nicht da ist, brauchst du niemand davon abzulenken.


So - und jetzt die Antwort für einen Kursschüler, der schon ein wenig gelernt hat, einfühlsam zu kommunizieren:

Da dich diese Situation zu belasten scheint, könntest du zu einem geeigneten Zeitpunkt deine Gefühle und Bedürfnisse kommunizieren - ohne - in diesem Beispiel deine Tochter - dafür verantwortlich zu machen.

Oder du könntest sie fragen, wie es ihr geht - wie sie sich fühlt - wenn sie mit ihrer älteren oder jüngeren Tochter spricht
Oder du könntest eine Vermutung äußern....

Je nach dem, was dir im Moment am geeignetsten erscheint.
Auf jeden Fall könnte in so einem Fall Kommunikation für alle Beteiligten eine Bereicherung sein.

  Johannes
 

[Angelika]

Lieber Johannes, wieso machst du einen Unterschied zwischen Kursschülern?
Wenn ich den Kurs lerne, lerne ich doch auch einfühlsam zu kommunizieren. Ist dies nicht auch eine Gabe? 

[Maggy]

Was du wahrnimmst, ist nicht wahr. Das ist alles, was es zu "bearbeiten" gibt...
...Alles, was du wirklich dem HG übergibst, ist nicht mehr da.[/color]

Hallo Johannes,
soweit verstehe ich es ... aber wieso dann Deine Vorschläge wie man kommunizieren kann, sollte .... ???

Das verstehe ich nicht. Wenn es nichts zu bearbeiten gibt (siehe oben) wenn nach Übergabe an den HG nichts mehr da ist (siehe oben) dann erübrigt sich doch alles weitere. Wieso dann Vorschläge wie Jalila mit ihrer Tochter kommunizieren könnte ... (siehe unten) das scheint sich doch total zu widersprechen 

LG Maggy

[Maggy]

PS. wenn sie zu einem geeigneten Zeitpunkt mit ihrer Tochter spricht ... dann macht sie damit die Illusion doch erst wahr oder nicht ??

LG Maggy

[Johannes]

Lieber Johannes, wieso machst du einen Unterschied zwischen Kursschülern?

Der Anfang eines jeden Kontaktes mit anderen Menschen - auch mit Kursschülern - ist sehr individuell. Bei jedem ist es etwas anderes, das anspricht, ein anderes Wort, das berührt, eine andere Geste, die öffnet etc.
Und Jalila hat auch unser "CC"-Tool schon kennengelernt, deshalb habe ich das bei ihr angesprochen.

Wenn ich den Kurs lerne, lerne ich doch auch einfühlsam zu kommunizieren. Ist dies nicht auch eine Gabe?

Einfühlend zu kommunizieren ist etwas, was du lernen kannst. Es hat viel mit Vergebung, wie sie im Kurs gelehrt wird, zu tun. Wir haben erlebt, dass es dem Kurslernen sehr entgegenkommt, wenn wir lernen, das, was wir denken und fühlen so zu kommunizieren, das wir niemand anderen die Schuld zuweisen oder angreifen.
Wir haben erlebt, dass die Vergebungsbereitschaft eine enorme Beschleunigung erfahren kann.

  Johannes

[Johannes]

Das verstehe ich nicht. Wenn es nichts zu bearbeiten gibt (siehe oben) wenn nach Übergabe an den HG nichts mehr da ist (siehe oben) dann erübrigt sich doch alles weitere. Wieso dann Vorschläge wie Jalila mit ihrer Tochter kommunizieren könnte ... das scheint sich doch total zu widersprechen 

Der scheinbare Widerspruch kommt zustande, wenn du in der Theorie bleibst. In der Praxis löst er sich ganz einfach auf.
Worauf kommt es denn in jeder Situation für den Kursschüler an? - Dass Schuld verschwindet. Dass wieder Frieden einkehrt.
Auf welche Weise dies geschieht, ist nur zweitrangig.

Jalila hat hier eine praktische Situation geschildert. Und Schuld ist bisher nicht verschwunden, und der Frieden ist nur zeitweilig eingekehrt. Deshalb habe ich verschiedene Optionen angeboten, wie man damit umgehen kann.

Da Jalila auch unser "CC" kennt, habe ich auch diese hier angeführt.
Eine geeignete Kommunikation, die weder Schuld noch Angriff enthält, kann nämlich die Vergebungsbereitschaft erheblich fördern.

  Johannes

[karin]

PS. wenn sie zu einem geeigneten Zeitpunkt mit ihrer Tochter spricht ... dann macht sie damit die Illusion doch erst wahr oder nicht ??

LG Maggy

Auch wenn nur scheinbar, so glauben wir hier in einem Körper zu leben, zu atmen, mit anderen zu interagieren. Wenn ich eine Situation, einen Gedanken und Gefühle vergebe, kann ich FÜHLEN, was ich in Wahrheit SEHE. Doch deshalb verschwinden ich und die Welt nicht, sondern wir spielen die Rollen fertig, die wir vereinbart haben.

 

Und wenn ich ein Werkzeug für einfühlsames Kommunizieren gefunden habe, das in hartnäckigen Vergebungsangelegenheiten meine Vergebungsbereitschaft erhöht, weil es eine Einstellungsänderung in mir bewirken kann, werde ich das womöglich manchmal verwenden.

 

Jeder Atemzug den ich mache ist illusionär. Schlafen, essen, trinken, lachen auch. Es ist bereits alles vergeben; das ist es, was wir uns hier gegenseitig noch lehren können. Die Art und Weise wie wir das bewerkstelligen ist sehr vielfältig.

Liebe Grüße   

[Jalila]

PS. wenn sie zu einem geeigneten Zeitpunkt mit ihrer Tochter spricht ... dann macht sie damit die Illusion doch erst wahr oder nicht ??

LG Maggy

Auch wenn nur scheinbar, so glauben wir hier in einem Körper zu leben, zu atmen, mit anderen zu interagieren. Wenn ich eine Situation, einen Gedanken und Gefühle vergebe, kann ich FÜHLEN, was ich in Wahrheit SEHE. Doch deshalb verschwinden ich und die Welt nicht, sondern wir spielen die Rollen fertig, die wir vereinbart haben.

 

Und wenn ich ein Werkzeug für einfühlsames Kommunizieren gefunden habe, das in hartnäckigen Vergebungsangelegenheiten meine Vergebungsbereitschaft erhöht, weil es eine Einstellungsänderung in mir bewirken kann, werde ich das womöglich manchmal verwenden.

 

Jeder Atemzug den ich mache ist illusionär. Schlafen, essen, trinken, lachen auch. Es ist bereits alles vergeben; das ist es, was wir uns hier gegenseitig noch lehren können. Die Art und Weise wie wir das bewerkstelligen ist sehr vielfältig.

Liebe Grüße   

Mit Worten zu kommunizieren fällt mir oft schwer (scheint nicht zu meiner Rolle zu gehören?), deshalb sage ich in solchen Situationen dann zu mir selbst, es ist nicht wahr, was ich wahrnehme, und ich beschuldige meine Tochter keineswegs. Ich wollte verstehen, warum diese Situation zur Zeit öfter auftaucht und eine Vermutung war eben, dass ich einen alten Schmerz projiziere. Aber ich brauche es ja nicht zu analysieren, war nur so eine Idee 
Meine darauf erfolgenden sogenannten Ablenkungsmanöver kommen vermutlich nicht aus dem Eigenwillen (Ego), sondern ich glaube, die LIEBE führt mich dann zu bestimmten Handlungen, wodurch sich das (vermeintliche) Drama im Außen wieder beruhigt. So beobachte ich das. Die dramatischen Momente belasten mich aber nicht (mehr), der FRIEDEN GOTTES ist jetzt immer dabei, dafür bin ich sehr dankbar 

Danke für Eure aufschlussreichen Antworten. Ich habe zwar das einfühlsame Kommunizieren kennengelernt, wende es aber eher in Gedanken an, als dass ich zum Aussprechen komme, denn bevor ich etwas sagen kann, hat sich die Situation im Außen schon wieder geändert. Auch hinterher, in einer ruhigen Minute, weiß ich gar nicht, was ich sagen soll, und schweige dann lieber und umarme und segne alle in Gedanken, das fällt mir leichter 

Nachtrag: Ja, und natürlich frage ich auch in solchen Situationen meine Tochter, ob ich was für sie tun kann.