Wie Angst erzeugt wird

[Michael]

Der Text von Johannes "Wie Angst erzeugt wird" ist klar und deutlich. Dennoch die Passage

"Jedes Mal, wenn du bemerkst, dass du irgendetwas in dieser Welt wertschätzt, dann mache dir bewusst, was du damit tust – und gib freudig diese Wertschätzung auf."

bereitet mir große Probleme. Scheinbar schaffe "ich" es nicht diese Wertschätzung aufzugeben. Die Vermutung das dieses "Ich" das die Wertschätzung für ein Objekt/Beziehung hat, lediglich ein mentales Produkt ist, hilft mir auch nicht weiter. Ich finde dieses "Ich" nicht. Wenn dieses Ich, das wertschätzt, nicht Ich bin, wieso ist dann noch die Wertschätzung da? Dann könnte es mir doch egal sein.


Michael

[Johannes]

Der Text von Johannes "Wie Angst erzeugt wird" ist klar und deutlich. Dennoch die Passage

"Jedes Mal, wenn du bemerkst, dass du irgendetwas in dieser Welt wertschätzt, dann mache dir bewusst, was du damit tust – und gib freudig diese Wertschätzung auf."

bereitet mir große Probleme. Scheinbar schaffe "ich" es nicht diese Wertschätzung aufzugeben.

Das "gib freudig diese Wertschätzung auf" möchte dich darauf hinweisen, dass dieses Aufgeben niemals etwas mit "schaffen" oder "erreichen" zu tun haben kann.
Daher müssen wir für eine Antwort auf deine Frage vorher im Satz ansetzen: "...mache dir (zuerst) bewusst, was du damit tust...".
Diese Bewusstmachung ist sozusagen das "Einschalten des Geistes". Der Geist erinnert sich daran, was es bedeutet, etwas in der Welt wertzuschätzen, und auch daran, warum solch eine Wertschätzung automatisch Angst erzeugt:
Alles in der Welt ist nicht von Dauer. Darauf kannst du nicht bauen, denn ohne Zweifel wirst du es wieder verlieren. Und da du das - wenn auch unbewusst - weißt, erzeugt jede Wertschätzung von weltlichen Dingen Angst.

Du meinst vielleicht, die Angst käme daher, dass du manches hier vielleicht wieder verlieren könntest - also ist da immer noch eine vage Hoffnung da, dass du etwas in der Welt doch auf ewig behalten könntest. Und diese - falsche - Hoffnung*) ist es, die eigentlich Angst macht. Denn sie ist nicht berechtigt.

In deinem rechtgesinnten Geist ist dir nämlich vollkommen klar, dass nichts in der Welt von Dauer ist. Daher brauchst du dich nicht besonders darum bemühen, etwas zu bekommen oder etwas zu behalten - du kannst ganz locker und gelassen bleiben angesichts dessen, dass du dein Glück und deine Sicherheit sowieso nicht darauf aufbauen kannst. Und in deinem rechten Geist erinnerst du dich auch daran, was DU wirklich bist. Dass DU ewig bist. DICH kannst du nicht verlieren. Auf DAS, WAS DU BIST kannst du wirklich bauen.

Und so gibst du dann freudig die Wertschätzung für jedes weltliche Ding auf, dem du bisher die Verantwortung für dein Glück, deine Sicherheit und Freude gegeben hast - das deine Erwartungen jedoch nie erfüllen kann.

Heißt dieses "die Wertschätzung aufgeben" aber nun, dass ich mich an nichts in der Welt erfreuen kann? Dass ich hier nicht glücklich sein kann?
Wahrlich nicht! Ganz im Gegenteil:

Da "GOTT in allem ist, was ich sehe" (Übungsbuch, Lektion 29) kann ich mich an allem in der Welt erfreuen und hier das Glück erleben, das eines GOTTESSOHNES ewiges Erbe ist - da ich nichts davon zu meiner Erlösung brauche.


  Johannes

*) Siehe dazu auch den Text "Falsche Hoffnung"

[Anne]

Das ist doch interessant.
Diese Wertschätzungen, des geruhsamen Platzes auf der Couch, der äusseren Ruhe, der Erinnerungen, der Illusionen... sind im Grunde die Wertschätzung der Angst. Der Angst, ebendiese zu verlieren. Letztenendes Angst vor Unabhängigkeit. Angst, wirklich Unverletzlich zu sein. Ich brauche doch noch irgendetwas, das mich wenigstens noch ein kleinwenig verletzen kann, von dem mein Glück noch ein kleinwenig Abhängig sein kann....  Angst die BeSchwer(d)e zu verlieren. Angst vor Verlust, weil ich noch immer nicht 100% daran glauben will, dass ich nichts verlieren kann, was noch nie existierte.

Danke, toller Beitrag.
Und nein. Da ist jetzt keine Angst kein gefällt mir zu bekommen 

[karin]

"Jedes Mal, wenn du bemerkst, dass du irgendetwas in dieser Welt wertschätzt, dann mache dir bewusst, was du damit tust – und gib freudig diese Wertschätzung auf."

Scheinbar schaffe "ich" es nicht diese Wertschätzung aufzugeben.
Wenn dieses Ich, das wertschätzt, nicht Ich bin, wieso ist dann noch die Wertschätzung da? Dann könnte es mir doch egal sein.
Michael

Das "ich" muss die Unwirklichkeit wertschätzen, weil es nichts anderes kennt.
Wenn das "ich" zum "ICH" erwacht*), beginnt es sich zu erinnern und anzuerkennen, dass es nur das WIRKLICHE gibt.

Wir erleiden keinen Verlust, wenn wir das wertlose Unwirkliche vergeben, weil wir dabei das WERTVOLLE WIRKLICHE als Ersatz erhalten. Wenn wir diesen "Austausch" nicht erleben, fahren wir fort dem Wertlosen Wert beizumessen, weil wir dann - unbewusst - glauben, sonst im Nichts zu landen.

Es könnte nur einen Grund dafür geben Unwirkliches wertzuschätzen: wir können darin immer das WIRKLICHE entdecken.


 

*) Siehe dazu auch folgenden Text: Der Weg vom "ich" zum "ICH"

[Anne]

Wir erleiden keinen Verlust, wenn wir das wertlose Unwirkliche vergeben, weil wir dabei das WERTVOLLE WIRKLICHE als Ersatz erhalten. Wenn wir diesen "Austausch" nicht erleben, fahren wir fort dem Wertlosen Wert beizumessen, weil wir dann - unbewusst - glauben, sonst im Nichts zu landen.

Es kann nur einen Grund dafür geben Unwirkliches wertzuschätzen: wir können darin immer das WIRKLICHE entdecken.

Ja! Genauso kommt es mir gerade vor! 
Die Lebensfreude ist flöten gegangen und die Vergebungsfreude mag noch nicht so ganz durchdringen.
Es kommt mir vor mich im Nichts zu befinden, und bete jeden Tag dass diese Vergebensfreude mal endlich  überhand nimmt.   
Was soll ich sonst machen, denn "das WIRKLICHE entdecken" kann ich persönlich ja nicht tun. Eben nur die scheinbaren Hindernisse davor durchschauen. Mich nervt gerade nur, dies immer wieder Verstandesmäßig zu machen. Das genügt mir nicht. Ich will es erfahren, jetzt sofort und für immer. 

[Johannes]

Was soll ich sonst machen, denn "das WIRKLICHE entdecken" kann ich persönlich ja nicht tun. Eben nur die scheinbaren Hindernisse davor durchschauen. Mich nervt gerade nur, dies immer wieder Verstandesmäßig zu machen. Das genügt mir nicht. Ich will es erfahren, jetzt sofort und für immer. 

Du erfährst es in jedem Moment, in dem du ein Hindernis nicht mehr als Hindernis erlebst, sondern als Sprungbrett in den HIMMEL. 

In dieser Situation z.B. kannst du bemerken, dass dich etwas nervt - und sehen, dass dieses Nerven dich nur daran erinnern will, dass du nicht weiter in Konflikt bleibst mit dem, was ist.
Du erklärst dich damit einverstanden - und Frieden kehrt ein. Jetzt. Sofort.
Und immer, wenn du bereit bist, den Konflikt aufzugeben.

  Johannes

[Anne]

 

[Gast MM]

Wir erleiden keinen Verlust, wenn wir das wertlose Unwirkliche vergeben, weil wir dabei das WERTVOLLE WIRKLICHE als Ersatz erhalten. Wenn wir diesen "Austausch" nicht erleben, fahren wir fort dem Wertlosen Wert beizumessen, weil wir dann - unbewusst - glauben, sonst im Nichts zu landen.

Es kann nur einen Grund dafür geben Unwirkliches wertzuschätzen: wir können darin immer das WIRKLICHE entdecken.

Ja! Genauso kommt es mir gerade vor! 
Die Lebensfreude ist flöten gegangen und die Vergebungsfreude mag noch nicht so ganz durchdringen.
Es kommt mir vor mich im Nichts zu befinden, und bete jeden Tag dass diese Vergebensfreude mal endlich  überhand nimmt.   
Was soll ich sonst machen, denn "das WIRKLICHE entdecken" kann ich persönlich ja nicht tun. Eben nur die scheinbaren Hindernisse davor durchschauen. Mich nervt gerade nur, dies immer wieder Verstandesmäßig zu machen. Das genügt mir nicht. Ich will es erfahren, jetzt sofort und für immer. 

Das kann ich uneingeschränkt nachvollziehen! Obwohl ich auch lachen muss.
 
Es ist nur leider so, dass ich damit dann doch was haben, festhalten und IN diese nichtexistente Welt ziehen will !!!
GRAUL! Es ist zum Auswachsen. Ich möchte mich mal wieder an das "müßge Gefühl der Entspannung"  erinnern. Wo sind der Strand, die Musi und der Cocos-Drink (ohne Alkohol natürlich ....

[Anne]

Das kann ich uneingeschränkt nachvollziehen! Obwohl ich auch lachen muss.
 

Ja, liebe Gast MM, wird hier momentan genauso mit Beiträgen von Dir erfahren. Es scheint fast, wie wenn "ich meine eigenen Gedanken" lese, die zwar oft langen und nicht immer 100% richtiggesinnten Beiträge könnten auch von mir stammen.
Dies nun "von Außen zu lesen" zeigt wundersamerweise wundersame Wirkung. Bringt eine neutrale und vor allem wohlwollende Betrachtungsweise, sogar ein schmunzeln - was sich bei " mir selbst" dann doch oft schwieriger einstellen mag Und Vergebung ist dann Ein Leichtes! Meine Vergebung und Deine sind Eins!
Das ist das Wunder des Forums.

Was ein Geschenk.

 

Es ist nur leider so, dass ich damit dann doch was haben, festhalten und IN diese nichtexistente Welt ziehen will!!!

Wenn Du schreibst "in diese" könnte man vermuten, dass Du Dich noch als Teil der Nichtexistenten Welt betrachtest. 
Klar will ein Kind im Sandkasten*), besonders seine Lieblingsförmchen, behalten und verteidigen um mit noch mehr Sandkuchen noch länger weiterspielen zu können. Warum sollte es auch nicht - solange es Spaß macht ? Vom Rande des Sandkastens*) wird jedoch über solcherart Verzweiflung wohl nur mitfühlend geschmunzelt.


*) In folgendem Text wird dieses Bild näher ausgeführt: Die Sandkiste

[Anne]

Ein weiser Mann sagte mir mal:

"Ist es nicht seltsam.
Manchmal sind wir am Meer und sind in Frieden.
Manchmal sind wir zu Hause und sind unzufrieden.
Manchmal  sind wir am Meer und sind unzufrieden.
Und so manchesmal sind wir zu Hause und in vollkommenen Frieden."

Somit - kann unser Befinden wohl nicht von der Szenerie abhängen. 

 

[Dieter]

Wenn ich hier alle Beiträge lese, hätte ich gerade richtig Lust alles loszulassen, all dieses Zeug hier , diese Beziehungen, diese selbst auferlegten Zwänge. Wie blöd zu glauben das meine momentane Situation wirklich ist, das meine eingebildeten Probleme existieren und ich sie mit dieser oder jener Handlungsstrategie lösen könne. Ich könnte mich grad witklich über mich sebst tot lachen. Was für eine Freude zu spüren: Das ist ja gar nicht wirklich da, ich brauche das alles hier nicht, weder Dinge noch meine Vorstellung von Beziehung, noch ... Ja allles was da in meinem Kopf kreist, einfach Stop  Juhu ich bin im Himmel ....  Dieter