Heilige Illusion

[Michael]

Meine Frage, die eher akademischer Natur ist, geistert schon seit Tagen in meinem Kopf. Ich suche im Kurs einen Hinweis auf die Heiligkeit des Lebens. Mit Leben meine ich hier nicht die Wirklichkeit (Ebene I), sondern das was im Kurs als Ebene II bezeichnet wird.
Nahezu alle Mystiker, Weisen, geistigen Lehrer, ... sprechen von dem Geschenk hier sein zu dürfen und von der Heiligkeit des Lebens. So habe ich kürzlich eine CD von Willigis Jäger gehört, auf dem ich das auch wieder hörte und der hat definitiv nicht auf EKIW Ebene I verwiesen. Wenn man (Kursschüler oder nicht) in sich hinein hört, weiß man ja auch "das Leben heilig ist". In den Kirchen wird ja auch der Beginn und das Ende des Lebens feierlich zelebriert. Kann denn NICHTS (die Illusion) heilig sein?

Die Frage ist weder hochbedeutungsvoll noch ketzerisch, aber für einen Hinweis, wenn es einen gibt, wäre ich dankbar.

Michael

[Johannes]

Meine Frage, die eher akademischer Natur ist, geistert schon seit Tagen in meinem Kopf. Ich suche im Kurs einen Hinweis auf die Heiligkeit des Lebens.

Wenn immer jemand glaubhaft von der Heiligkeit des Lebens spricht, hat er eine Erfahrung gemacht. Ohne diese Erfahrung bleibt diese Aussage eher nur akademisch...
Der Kurs ist jedoch sehr praktisch. Deshalb ist das Übungsbuch ein absolutes Muss, wenn man den Kurs tatsächlich lernen will.

Im Übungsbuch werden wir in den ersten Lektionen darauf aufmerksam gemacht, dass die Welt - das Leben - so wie wir es gewohnt sind, völlig bedeutungslos ist. Denn es ist in erster Linie wichtig, dass wir bemerken, dass unsere bisherige Sichtweise am wahren Leben völlig vorbeigeht.
Doch schon bald werden wir darauf hingewiesen, dass es auch eine andere Weise gibt, die Welt, das Leben - alles - zu sehen.
Und bereits in der Lektion 29 erklimmen wir den ersten Gipfel dieses "Anders-Sehens":
"GOTT ist in allem, was ich sehe."

Diese Übung ist ganz und gar praktisch. Sie nimmt zuerst alle Dinge so, wie wir sie im Moment sehen und erleben - Kleiderbügel, Zeitschrift, Finger, Lampe, Körper, Papierkorb - und dann wird unser Geist belehrt, wie alle diese Dinge noch gesehen werden können:
"GOTT ist in diesem Kleiderbügel" .... etc.

Wir werden also angewiesen, alle Dinge mit Liebe, Anerkennung und einem offenen Geist betrachten zu lernen.
Denn das sind die ersten Schritte in Richtung der Erfahrung, dass das Leben heilig ist.
 

Kann denn NICHTS (die Illusion) heilig sein?

Diese Frage ist berechtigt. Und der Kurs gibt darauf eine einleuchtende Antwort:
Alles hier ist Illusion. Das ist unsere Erfahrung, wenn wir den Kurs kennenlernen.
In gewohnter Weise würden wir "Illusionen" abschätzig betrachten - was wir ja auch mit sehr vielen Dingen, Menschen... tun.
Und gerade da setzt der Kurs an: Es kommt nicht auf die Dinge "an sich" an - denn nichts ist "an sich" oder "für sich".
Es kommt darauf an, wie ich lerne, darauf zu schauen. Wofür ich die Dinge verwende.

Wozu dient die Illusion?

Dient sie dazu, die Illusion zu stärken - oder verwende ich sie dazu, mich durch sie an die Wirklichkeit zu erinnern?
Sehe ich z.B. einen Angriff auf mich - oder sehe ich einen Ruf nach Liebe?
Und je nachdem wie ich alles sehe, was mir begegnet, so werde ich darauf reagieren.

Reagiere ich auf die Illusion und stärke sie dadurch?
Oder reagiere ich auf den Ruf nach Liebe, der deutlich zu hören ist, wenn ich gewillt bin, ihn zu hören?

Und so wird dein Leben - und alles, was dir begegnet, womit du zu tun hast, woran du denkst - heilig:
Indem du übst, dass hinter jeder Illusion die Wahrheit darauf wartet, dass du sie wieder erkennst.

Danke für die Frage!

  Johannes


Siehe dazu auch folgenden Text: "Was wirklich da ist ...".

[Jörg]

Fantastisch ! Danke !

[Michael]

Vielen Dank!

[Anne]

Schön, ich habe ein passendes Thema gefunden... und gleich wieder lernen dürfen 

Was gerade in mir ist.... diese Ahnung und manchmal auch das Erfahren, daß dieses Leben hier ein Traum ist, nichts andere als der "Nachtschlaftraum" dringt in einigen Momenten an die Oberfläche.
Schwer wird es, wenn ich z.B. bemerke, daß ich dann auch die vergangene Beziehung als Traum sehe(n sollte). Schlimme Momente, ok, jedoch die guten... die schönen Bilder... auch der Wehmut, daß alles vorüber ist... bzw. nie geschehen ist. Das lasse ich dann gar nicht so gerne los.

Und dann... geht es bei mir nicht zusammen. Wie kann es sein, daß sich der Körper so real anfühlt... Materie, Bedürfnisse. Und gleichzeitig soll doch alles ein Traum sein. Wie kann der Geist solch real fühlbare Dinge erschaffen? Hm. Vielleicht ist dieses "Sich real anfühlen" auch nur aus der Schuld entstanden. Und wenn ich die vollkommene Liebe und Heiligkeit erfahre ist es gar nicht mehr so real wie jetzt oft. So könnte ich es verstehen, so würde es mir gefallen.

Denn "von oben gesehen" gibt es in diesem Weltentheater kein Problem. Film, Traum, fertig, aus. 
Und dann ist da doch auch noch die Seele... die fühlt. Die sich mittendrin befindet.

Oder Selbstempathie. Wenn ich keinen Gedanken der Angst oder Schwäche zulasse, kann ich alles vollbringen... bis der Körper irgendwann zusammenbricht. Wann beginnt dann die Selbstliebe? Ist es ein Gedanke der Angst, der mir sagt "So wenn Du weitermachst klappst Du bald zusammen".
Sollte jeglicher Gedanke in diese Richtung verbannt werden? Wann weiß ich, daß ich mich liebevoll um mich kümmern darf.... diese Gedanken umkreisen mich gerade.
O.K., ich vernehme schon... "Johanna, es wird sich zeigen. Keine Sorge" 

Insbesondere ausgelöst durch die Zeilen von Lektion 39

"Mache dann mit geschlossenen Augen deine lieblosen Gedanken ausfindig, in welcher Form sie auch immer erscheinen:
als Beklommenheit, Depression, Ärger, Angst, Sorge, Angriff, Unsicherheit und so weiter. Welche Form sie auch
annehmen, sie sind lieblos und deshalb angst erregend. Sie sind es also, aus denen du erlöst werden musst. (...)
Meine lieblosen Gedanken über ... halten mich in der Hölle zurück. Meine Heiligkeit ist meine Erlösung. "

Während ich die Lektion mache, erfahre, fühle, ist Frieden und Gewißheit. Und dann prasseln die Fragen auf mich ein. Wie Platzregen....   
Ich weiß ja, im Grunde kein Problem. 
Jedoch wollte das jetzt mal geschrieben werden....
 

[Johannes]

....?....?....?....?....?
O.K., ich vernehme schon... "Johanna, es wird sich zeigen. Keine Sorge"

Sehr gut vernommen... 
Vergiss den bequemen Schaukelstuhl nicht. Der wartet auf dich, wenn die Fragen auf dich niederzuprasseln scheinen... 
Einfach hinsetzen und warten ... die Ruhe, den Frieden können auch all diese Fragen nicht stören.

Und solange einfach sitzenbleiben, bis der Platzregen wieder aufhört.   

Und natürlich hier im Forum schreiben ist auch oft hilfreich...


  Johannes

[Anne]

   

[Gast MM]

Danke Johannes, ich bin zwar nicht der Schaukelstuhltyp 
Für den Heiligen Geist Null Problem...
Deine Antwort vom Dezember auf Micha - wie konnte die mir entgehen? Vor allem, weil ich diese Erfahrung andauernd mache, das Egodenksystem sie jedoch immer in Boden stampft 
und ich höre auf es .... 

 

[Gast MM]

"nicht der Schaukelstultyp" > Minitrampolin-, Mit-dem-Fahrrad-fahren, Feldenkrais, Zugfahrentyp usw....., ja, das darf ich heute auch annehmen, statt zu denken, ich MUSS aber doch gaaaaaaanz ruhig auf dem Sitzkissen sitzen bleiben (können).  Danke