Zwischen dem Ego und dem Heiligen Geist gibt es keine Verständigungsmöglichkeit. Wenn wir mit dem Kurs beginnen, haben wir keine Ahnung, wie sich diese beiden Denksysteme voneinander unterscheiden. Wir sind uns nicht darüber im Klaren, dass unsere Weise, die Welt zu sehen, einem in sich geschlossenen Denksystem entspringt und halten es für völlig normal, die Welt in Gut und Böse einzuteilen. Die Grundlage für unsere Einteilung sind erlernte Sichtweisen, die wir anwenden, ohne sie aus dem Blickwinkel eines Unbeteiligten betrachten zu können. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Welt funktionieren könnte, ohne dass gut von böse unterschieden wird.
Das Denksystem des Heiligen Geistes, das uns der Kurs vorstellt, führt eine neue Sichtweise auf die Welt ein. Ein Teil von uns fühlt sich von diesem Denken angezogen. Es wirkt seltsam vertraut, obwohl wir die Logik dieses Denksystems zunächst nicht verstehen können.
Wir erfahren, dass es keine Welt außerhalb des Geistes gibt und dass der Teil des Geistes, der eine physische Erfahrung macht, sich lediglich von der Einheit des Geistes abgesondert zu haben glaubt und Träumen nachhängt. Es kann sehr lange dauern, bis wir ernsthaft in Betracht ziehen, dass diese Informationen wahr sein könnten.
Der Kurs nutzt nun unsere Lernfähigkeit für seine Zwecke. Wie wir in der Mathematik Formeln von einer Aufgabe auf eine andere übertragen, können wir die Gedanken des Heiligen Geistes wie eine Formel auf jede Vergebungslektion anwenden. Das fällt uns anfangs schwer, weil wir weder die Formel noch die Vergebungslektion erkennen. Wir sind so an die unterscheidende Wahrnehmung gewöhnt, die eine physische Umgebung bedingt, dass wir die unterschiedlose Gleichheit von Vergebungslektionen in Zweifel ziehen.
Ähnlich wie uns der Tod eines geliebten Menschen bis in die Grundfesten erschüttern kann, während der Tod tausender Unbekannter lediglich als traurige Nachricht abgespeichert wird, bewerten wir unsere eigenen Vergebungslektionen im Vergleich zu denen anderer als ungleich schwieriger.
Ins Kurslernen starten wir mit allen unseren persönlichen Eigenheiten. Diese „Färbungen“ des einen Geistes verschwinden auch mit wachsender Vergebungspraxis nicht vollständig, obwohl uns der Kurs Schritt für Schritt zu einem Denken führt, das an den persönlichen Eigenheiten vorbei auf die allen gemeinsame Essenz (den Christus) blickt.
Unsere „Strickmuster“ behalten wir auch als Kursschüler bei, so dass sie zwangsläufig unser Lernen beeinflussen. Jede persönliche Eigenart kann das Kurslernen erschweren oder erleichtern (der Kurs spricht in diesem Zusammenhang von dem „demütigen Ego").
Bin ich „von Haus aus“ eher misstrauisch und rebelliere gewohnheitsmäßig gegen aufgezwungene Autorität, dann kann ich mich in einem intellektuellen Kampf mit dem Kurs wiederfinden. Oder bin ich vielleicht eine ängstliche Natur, die sich gerne bei Autoritäten versichert, was richtig oder falsch ist? Dann bleibe ich vielleicht lange in einem Schwebezustand der Abhängigkeit von „fortgeschrittenen Lehrern“, statt das Vertrauen zu entwickeln, von dem der Kurs spricht.
Der Kurs führt uns auch zu einem gründlichen Kennenlernen all unserer Eigenheiten und persönlichen Geschichten, weil sie als Blockaden vor dem Erkennen unserer wahren Identität stehen.
Wir werden feststellen, dass wir umso toleranter mit den Eigenheiten der anderen umgehen können, je besser wir uns selber kennenlernen. Wir müssen das Andersartige nicht mehr bekämpfen, weil wir tief in uns immer eine Spur davon finden; denn obwohl das Ego-Denksystem dem Zweck der Trennung dient, teilen wir doch alle dieses Denksystem, wenn wir mit dem Ego verbunden sind.
„Würdest Du Dich selber deswegen verurteilen?“ oder „Ich kann nur mich selber kreuzigen.“ weisen uns auf diese Tatsache hin.
Wo wir vielleicht mit einem erbarmungslosen Urteil begonnen haben, stimmen uns unsere Vergebungserfahrungen mit der Zeit immer milder.
Immer schneller werden wir bereit sein, unsere Urteile abzugeben und einzugestehen, dass wir im Zustand der Getrenntheit überhaupt nicht in der Lage sind, ein vernünftiges Urteil zu fällen.
Erika
P.S.: Den Text habe ich "auf Bestellung" geschrieben, aber trotzdem nun hier reingestellt. Kann ja sein, dass es nützliche Anmerkungen oder hilfreiche Fragen gibt.